Gelsenkirchen | 16. Juni 2023

Zahlreiche Herausforderungen bei der weiteren Umsetzung des DeutschlandTickets

Seit dem 1. Mai können ÖPNV-Nutzer*innen mit dem DeutschlandTicket deutschlandweit den Nahverkehr mit Bus und Bahn für 49 Euro nutzen. Im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) ist das Ticket bisher gut angenommen worden. Seit dem Verkaufsstart Anfang April zählt der VRR rund 750.000 Kund*innen, die ein DeutschlandTicket haben. Rund 300.000 DeutschlandTickets wurden an bisherige Nicht-Abonnent*innen verkauft, darunter sind in etwa 25.000 echte ÖPNV-Neulinge. Etwa 40 Prozent der Abonnent*innen nutzen das DeutschlandTicket digital über die Apps des VRR und der Verkehrsunternehmen. In den vergangenen Wochen nach Einführung des DeutschlandTickets und der Variante für Arbeitnehmer*innen sowie des Semesterticket-Upgrades hat der VRR intensiv an Tarifangeboten für weitere Kundensegmente gearbeitet, um mittelfristig insbesondere Schüler*innen, Studierenden und SozialTicket-Berechtigten eine Lösung auf DeutschlandTicket-Basis anbieten zu können.

Lösungen für Schoko-, Semester- und Sozialticket in Sicht

„Zusammen mit unseren Partnern haben wir in den vergangenen Monaten eine Menge geschafft. Insbesondere für die Verkehrsunternehmen im Verbundraum und ihre Mitarbeitenden war es ein Kraftakt. Für das Engagement möchte ich mich herzlich bedanken“, sagt José Luis Castrillo, VRR-Vorstand. „Es liegt allerdings auch noch einiges vor uns. Gerade in den drei Bereichen Schüler*innen, Studierende und Sozial- und Wohngeldempfänger*innen geht es darum, die Errungenschaften der Solidarmodelle zu erhalten und die öffentlichen Zuschüsse zu sichern.“

SchokoTicket

Damit Schülerinnen und Schüler auch weiterhin den Nahverkehr für ihre Schulwege nutzen können und um den ÖPNV attraktiv zu halten, ist geplant, ihnen ein preislich reduziertes DeutschlandTicket zur Verfügung zu stellen. Hierzu hat die Landesregierung Nordrhein-Westfalen den Weg für ein Schülerticket-Vertragsmodell auf DeutschlandTicket-Basis freigemacht. Anspruchsberechtigte Schüler*innen können in diesem Modell ein „DeutschlandTicket Schule“ durch den Schulträger erhalten – die Eigenanteile für die Anspruchsberechtigten bleiben in aktueller Höhe bestehen. Selbstzahlende Schüler*innen eines am Vertragsmodell teilnehmenden Schulträgers können ein „DeutschlandTicket Schule“ zu einem vergünstigten Preis von 29 Euro im monatlich kündbaren Abonnement erwerben. Auf dieser Basis bietet der VRR in Ergänzung zum bestehenden SchokoTicket-Modell ein zusätzliches Schülerticket-Vertragsmodell als Übergangslösung an. „Dieses Modell ist optional und die einzelnen Schulträger entscheiden, welches Modell sie anwenden“, sagt Castrillo.

Das Land NRW strebt eine zeitlich befristete Umsetzung zum kommenden Schuljahr an. In den kommenden Monaten soll zusammen mit den Kommunen, Landkreisen, den Tarifverantwortlichen in NRW sowie dem Land NRW bis zum Schuljahr 2024/2025 ein dauerhaftes Modell entwickelt werden.

SozialTicket

Neben dem „DeutschlandTicket Schule“ unterstützt der VRR eine DeutschlandTicket-Lösung für alle SozialTicket-Kund*innen und Wohngeldempfänger*innen in NRW. In diesem Rahmen sind ebenfalls Lösungen in der Diskussion, die voraussichtlich im Spätherbst umgesetzt werden. Für den VRR bedeutet dies, dass das bestehende VRR-SozialTicket-Abonnement (Preisstufe A bzw. kreisweite Gültigkeit) in ein SozialTicket-Angebot auf DeutschlandTicket-Basis überführt werden soll. Ein finaler Preis steht derzeit noch nicht fest und wird NRW-weit einheitlich mit allen Partnern abgestimmt.

Semesterticket

Für Studierende gibt es bereits eine Übergangslösung mit einem Upgrade auf das NRW-weite Semesterticket. Seit dem 1. Mai können Studierende ihr Semesterticket für NRW durch eine freiwillige Buchung des Upgrades für 12,33 Euro auf ein DeutschlandTicket erweitern. Bisher nutzen rund 10.000 Studierende diese Option. Auf Bundesebene wird das deutschlandweite Solidarmodell für eine Einführung ab 2024 weiter verfolgt. „Aus unserer Sicht ist es wünschenswert, auch an diesem erfolgreichen Modell festzuhalten und auch auf Bundesebene ein überarbeitetes Solidarmodell umzusetzen, sodass den Studierenden im Verbundraum ein günstigeres Semesterticket angeboten werden kann, mit dem sie dann deutschlandweit unterwegs sein können“, sagt Castrillo. „Sollte es keine Einigung von Bund und Ländern zur Finanzierung eines bundesweiten Semestertickets geben, streben wir zumindest ein Modell für NRW an.“

Zusatznutzen im VRR und in NRW

Der VRR ist zuversichtlich, dass das DeutschlandTicket erfolgreich ist und es die Fahrgäste perspektivisch durch seine Einfachheit und deutschlandweite Gültigkeit überzeugt. Aus Sicht aller Beteiligten trägt das Ticket zur Stärkung des umwelt- und klimafreundlichen öffentlichen Verkehrs bei. Zum 1. Juli wird die NRW-weite Fahrradmitnahme mit Einführung des NRW-Fahrradtickets zu 39 Euro je Monat sowie die Nutzung der 1. Klasse mit dem NRW-1. Klasse-Aufschlag zu je 69 Euro je Monat im monatlich kündbaren Abonnement möglich. In einer Arbeitsgruppe auf Bundesebene wird ebenfalls an einem bundesweit gültigen 1. Klasse-Aufschlag gearbeitet. 

Der VRR ist zur weiteren Entwicklung von zielgruppenspezifischen Angeboten für das DeutschlandTicket zusammen mit den anderen NRW-Verbünden und Tarifgemeinschaften und mit dem NRW-Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr (MUNV) in enger Abstimmung. „Ein Großteil der Abonnent*innen, die der Umstellung auf das DeutschlandTicket widersprochen haben, ist darauf zurückzuführen, dass die Zusatznutzen ihrer bisherigen Tickets wegfallen. Den vielen Nachfragen nach Fahrradmitnahme und einer 1. Klasse-Nutzung tragen wir sowohl im VRR-Raum als auch NRW-weit mit gestaffelten Zuschlägen Rechnung. Das Ziel aller ist es, bundesweite Lösungen für jegliche Zusatznutzen zu erreichen, was ein zukunftsweisendes Signal in Richtung der Fahrgäste wäre“, sagt Castrillo.

Weitere Informationen zur Beschlussfassung im Rahmen der VRR-Gremien unter:

https://zvis.vrr.de/bi/vo0050.asp?__kvonr=7289 und https://zvis.vrr.de/bi/vo0050.asp?__kvonr=7311

DeutschlandTicket als Teil der Mobilitätswende

Mit dem DeutschlandTicket ist ein erster Schritt getan, um die Menschen zum Umsteigen auf Bus und Bahn zu bewegen. Es wird den Nahverkehr nachhaltig verändern. „Wir gewinnen durch das neue Ticket auch auf jeden Fall neue Kund*innen hinzu. Gut acht Prozent der Neu-Abonnent*innen sind echte ÖPNV-Neulinge, in etwa 25.000. Es darf aber nicht der Eindruck entstehen, als würde sich das Mobilitätsverhalten der Menschen jetzt sprunghaft verändern“, sagt Castrillo. Um allen Menschen langfristig den Zugang zu öffentlicher Mobilität zu sichern, braucht es attraktive und bedarfsgerechte Leistungen, digitale Angebote und Services, moderne und barrierefreie Infrastruktureinrichtungen und Fahrzeuge mit sauberen, emissionsarmen Antriebstechnologien. „Noch ungeklärt ist, wie Kostensteigerungen bei den kommunalen Bestandsverkehren oder gar Leistungsausweitungen gestemmt werden können. Daher werde ich nicht müde zu sagen, dass die Liquidität der Verkehrsunternehmen nicht gefährdet werden darf. Aus unserer Sicht ist es entscheidend, dass die Finanzierungssystematik des DeutschlandTickets von Bund und Ländern inklusive der Nachschusspflicht über das Jahr 2023 hinaus angewendet wird. Sollte eine Finanzierungslücke bestehen bleiben, können die Kommunen das Risiko nicht ausgleichen“, resümiert der VRR-Vorstand.

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