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21. August 2025

Der ÖPNV der Zukunft ist eine Gemeinschaftsaufgabe! VRR-Nahverkehrsplan 2025: Nachgefragt bei Projektleiter Marcel Vreden

Wie wird der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) von morgen geplant – für Städte, Kreise und Millionen Menschen an Rhein, Ruhr und Wupper? Unser Kollege Marcel Vreden kennt die Antwort. Auch wenn er sich selbst nicht als klassischen Visionär sieht, gehört er zu den Fachleuten, die genau wissen, wie Mobilitätsplanung für Deutschlands größten Ballungsraum funktioniert. Im Interview spricht er über die Fortschreibung des VRR-Nahverkehrsplans 2025, die enge Zusammenarbeit mit kommunalen und regionalen Partnern – und auch darüber, was ihn seit Jahren antreibt, den ÖPNV zukunftsfähig zu gestalten.

Ein Mammutprojekt in den Startlöchern

Lieber Marcel, du hast mittlerweile den Nahverkehrsplan für den VRR zum dritten Mal fortgeschrieben. Weißt du noch, wie die Arbeiten am VRR-Nahverkehrsplan 2025 angefangen haben? Wann war dir klar, dass es ein Mammutprojekt werden würde?

Der Startpunkt war im Sommer 2021. Der Klimawandel und die Themen Klimaschutz und Verkehrswende standen ganz oben auf der bundespolitischen und gesellschaftlichen Agenda. Hinzu kamen weitere – teils neue – Herausforderungen durch geänderte rechtliche, gesellschaftliche und finanzielle Rahmenbedingungen: nationale und internationale Klimaschutzgesetze mit anspruchsvollen Zielen, der demografische Wandel, die Energiekrise, eine marode Bahninfrastruktur, neue Arbeitsmodelle und auch die ÖPNV-Finanzierungsproblematik. Für uns war klar, hier möchten und müssen wir als einer der größten Verkehrsverbünde Europas einen positiven Beitrag leisten und haben die Fortschreibung unseres Nahverkehrsplans gestartet. Nicht zuletzt auch, um der zunehmenden Digitalisierung und einem geänderten Verkehrsmittelwahlverhalten unserer Fahrgäste Rechnung zu tragen. Uns war schnell klar: Dies wird ein Mammutprojekt werden.

NVP-Projektleiter Marcel Vreden mit den Nahverkehrsplan an seinem Schreibtisch
Marcel Vreden, NVP-Projektleiter beim VRR

Klimaschutz durch Verkehrswende

Wenn du den aktuellen NVP mit den beiden vorherigen vergleichst: Was hat sich für dich geändert? Haben sich deine Rolle und vielleicht auch der Blick auf die Mobilität in der Region gewandelt?

Unser Nahverkehrsplan ist immer eine Antwort auf die sich wandelnden Rahmenbedingungen. Deshalb müssen wir die öffentliche Mobilität jedes Mal neu denken. Das Leitbild des VRR „Klimaschutz durch Verkehrswende“ und unsere Nachhaltigkeitsagenda waren unsere Richtschnur, die sich wie ein roter Faden durch den VRR-Nahverkehrsplan 2025 zieht. Wie zahlen die vielen Aufgaben und Themen, mit denen wir uns beschäftigen, auf die Verkehrswende ein? Das ist eine der zentralen Fragen des Nahverkehrsplans. Und erstmals ziehen wir auch finanziell und inhaltlich Bilanz.

Was heißt das konkret?

Wir evaluieren, wie teuer eine erfolgreiche Verkehrswende im VRR wird, wie viel Treibhausgase und insbesondere CO2-Emissionen wir reduzieren und welche finanziellen Einsparungen hiermit verbunden sind, beispielsweise durch den dann nicht mehr notwendigen Kauf von Zertifikaten im Emissionshandel. Hierdurch möchten wir das Bewusstsein der politischen Akteur:innen schärfen, dass der Verkehrssektor wichtig für den Klimaschutz ist. Mit den Zielen und Maßnahmen aus dem NVP legen wir den Grundstein, um gemeinsam mit den Städten, Kreisen und Verkehrsunternehmen die Verkehrswende bis 2045 zu meistern – dem Jahr der angestrebten Klimaneutralität. Unsere Ziele werden wir nur in enger Zusammenarbeit mit anderen Akteur:innen erreichen.

Verkehrswende in den Köpfen verankern

Was treibt dich an, den ÖPNV im VRR aktiv mitzugestalten?

Es ist das gerade schon erwähnte Bewusstsein, dass der Verkehrssektor eine zentrale Rolle dabei spielt, die anspruchsvollen Klimaschutzziele zu erreichen. Wir als Aufgabenträger für den Schienenpersonennahverkehr wirken gemeinsam mit den Städten und Kreisen als Aufgabenträger für den ÖPNV sowie den Verkehrsunternehmen aktiv daran mit, die Verkehrswende in den Köpfen der relevanten Akteure zu verankern. Hinzu kommen das Engagement und die Zustimmung von so vielen Menschen, Unternehmen und Partnern, die meine Kolleg:innen und mich durch den komplexen Fortschreibungsprozess getragen haben: aus dem VRR, den Kommunen, den Verkehrsbetrieben, Fahrgastverbänden, Interessenvertretungen und auch – das ist uns ganz besonders wichtig – aus der VRR-Politik. Das zeigte sich eindrucksvoll Anfang Juli 2025, als die politischen Gremien des VRR den Nahverkehrsplan 2025 einstimmig beschlossen hatten. Ein positives Votum aller Parteien, das deutlich zeigt: Der Klimaschutz steht ganz oben auf der politischen Tagesordnung! Deshalb zieht er sich wie ein roter Faden durch den VRR-Nahverkehrsplan 2025.

Der VRR-Nahverkehrsplan 2025 auf einem Tisch, im Hintergrund sind Menschen zu sehen

Der Fortschreibungsprozess

Kommen wir zum eigentlichen Fortschreibungsprozess: Wie lief er ab, von der ersten Idee bis zur politischen Verabschiedung?

Im Herbst 2021 haben unsere politischen Gremien beschlossen, den VRR-Nahverkehrsplan fortzuschreiben. Für uns das Signal, ein Team aus engagierten Kolleg:innen zusammenzustellen, die sich mit ihrer Expertise in den Nahverkehrsplan einbringen sollten. Gemeinsam haben wir das Themenspektrum des NVP festgelegt, für jeden Bereich die langfristigen Ziele definiert und aufgezeigt, mit welchen kurz- bis mittelfristigen Maßnahmen wir diese Ziele erreichen möchten. Bereits zu diesem frühen Zeitpunkt haben wir informelle Gespräche mit ÖPNV-Aufgabenträgern und Verkehrsunternehmen geführt, um uns über unsere Themen und Maßnahmen fachlich auszutauschen. Das war uns sehr wichtig, um die kommunalen bzw. regionalen Perspektiven zu berücksichtigen. Auf dieser Basis haben wir dann den Entwurf des VRR-Nahverkehrsplans 2025 geschrieben.

Wie ging es danach weiter?

Im Sommer 2024 haben unsere politischen Gremien den Entwurf beschlossen. Damit war der Weg frei, den NVP zur Diskussion zu stellen. Bürger:innen konnten auf unserer Online-Dialogplattform „Einsteigen und Mitreden“ Hinweise geben. Die sogenannten Träger öffentlicher Belange haben wir im Rahmen des Formalen Beteiligungsverfahrens eingebunden. Die Rückmeldungen sind größtenteils in den finalen VRR-Nahverkehrsplan 2025 eingeflossen. Das war sehr wichtig, um eine möglichst breite Akzeptanz zu erreichen. Gleichzeitig war das aber auch eine der größten Herausforderungen. So sind bei der Mobilität beispielsweise die Interessen von Senior:innen nicht immer deckungsgleich mit denen von Studierenden, um nur ein Beispiel zu nennen. Alles in allem haben wir aber in den allermeisten Fällen Lösungen gefunden, die möglichst vielen Menschen gerecht werden.

Unser Ziel: Den VRR-Nahverkehrsplan 2025 mit Leben füllen

Sind mit dem einstimmigen Beschluss der Gremien nun alle Arbeiten abgeschlossen?

Nein, im Gegenteil. Nun kommt der eigentlich wichtigste Schritt. Wir wollen den Nahverkehrsplan mit Leben füllen und die auf knapp 500 Seiten beschriebenen Maßnahmen gemeinsam mit den Städten, Kreisen und Verkehrsunternehmen für die Menschen in unserer Region und im Sinne von Klima und Umwelt umsetzen.

Zu guter Letzt: Worauf bist du besonders stolz – fachlich und persönlich?

Stolz ist vielleicht nicht das passende Wort. In erster Linie bin ich sehr zufrieden, dass der VRR-Nahverkehrsplan 2025 nach rund vier Jahren von unseren politischen Gremien einstimmig beschlossen wurde. Und ich bin glücklich über die hervorragende Zusammenarbeit mit meinen sehr engagierten Kolleg:innen beim VRR und unseren externen Partnern – und nicht zuletzt auch sehr dankbar für deren Geduld und Ausdauer. Denn die Fortschreibung des Nahverkehrsplans ist nur möglich als Teamarbeit, bei der jede:r sein Wissen und Know-how in die zukünftige Gestaltung der öffentlichen Mobilität im VRR einbringt. Das hat alles sehr konstruktiv und reibungslos funktioniert. Wenn ich darüber nachdenke, dann ist das vielleicht doch etwas, auf das alle zusammen ein klein wenig stolz sein dürfen.

VRR-Onlineredaktion

Von VRR-Onlineredaktion


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