Vorderansicht Design der BEMU-Fahrzeuge mit DB-Logo

08. Juni 2022

DB Regio ab 2025 mit batterieelektrischen Zügen im VRR unterwegs Erfolgreiche Vergabe der ersten Linien im Niederrhein-Münsterland-Netz

Ab Dezember 2025 stellen wir gemeinsam mit dem Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) das Niederrhein-Münsterland-Netz auf einen lokal emissionsfreien Betrieb um. DB Regio übernimmt sukzessive die fünf Regionalverkehrslinien RE 14, RE 44, RB 31, RB 36 und RB 43 mit batterieelektrischen Zügen der Firma CAF – ein wichtiger Schritt hin zu mehr Nachhaltigkeit im Regionalverkehr und einer erfolgreichen Verkehrswende.

Vier Millionen Zugkilometer jährlich am Niederrhein und im westlichen Münsterland

Am 7. Juni 2022 konnte der Verkehrsvertrag mit DB Regio als neuen Betreiber von fünf der insgesamt sieben Linien des Niederrhein-Münsterland-Netzes nach den Entscheidungen in den politischen Gremien von VRR und NWL geschlossen werden. Der Entscheidung ging ein europaweites Vergabeverfahren voraus, in dem DB Regio das wirtschaftlichste Angebot eingereicht hatte. Der künftige Betreiber wird insgesamt rund vier Millionen Zugkilometer jährlich mit neuen, lokal emissionsfreien batterieelektrischen Zügen zurücklegen. Der Betrieb der übrigen Linien im Niederrhein-Münsterland-Netz wird zu einem späteren Zeitpunkt vergeben.

Die von DB Regio betriebenen Linien im Überblick

Linien-Teilnetz des Niederrhein-Münsterland-Netzes, das zukünftig von DB Regio betrieben wird

Die von DB Regio betriebenen Linien im Überblick

Linie Linienname Streckenverlauf
RE 14 Emscher-Münsterland-Netz Essen-Steele – Bottrop – Dorsten – Borken/Coesfeld
RE 44 Fossa-Emscher-Express Kamp-Lintfort – Moers – Duisburg – Oberhausen – Bottrop
RB 31 Der Niederrheiner Duisburg – Moers – Xanten
RB 36 Ruhrort-Bahn Oberhausen – Duisburg-Ruhrort
RB 43 Emschertalbahn Dortmund – Wanne-Eickel – Dorsten

Gestaffelte Betriebsaufnahme ab Dezember 2025

Die fünf Linien des Niederrhein-Münsterland-Netzes werden mit Auslaufen der jeweiligen derzeitigen Verkehrsverträge gestaffelt den Betrieb aufnehmen. Den Anfang machen die Linien RE 44, RB 31 und RB 36 ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2025. Ein Jahr später im Dezember 2026 geht der RE 14 an den Start. Zum Fahrplanwechsel Ende 2028 folgt die RB 43. Ab Mitte 2026 wird die Linie RE 44 über den heutigen Endpunkt Moers hinaus auch den Hochschulstandort Kamp-Lintfort an den Schienenpersonennahverkehr anbinden. Hierzu wird die Strecke der Niederrheinbahn von Rheinkamp bis Kamp-Lintfort für den SPNV reaktiviert und die Stellwerkstechnik zum Anschluss an die vorhandene DB-Strecke bei Rheinkamp entsprechend angepasst.

Teilnetz mit umweltfreundlichem Know-how

Im Niederrhein-Münsterland-Netz verabschieden wir uns ab Ende 2025 sukzessive vom Dieselbetrieb und setzen auf lokal emissionsfreie, klimaschonende Triebzüge. Hierzu beschaffen wir batterieelektrische Fahrzeuge, sogenannte BEMU, der spanischen Firma Construcciones y Auxiliar de Ferrocarriles, S. A. (CAF). Sie sind nicht nur umweltfreundlich, sondern auch komfortabel und bieten den Fahrgästen zusätzliche Sitzplatzkapazitäten insbesondere auf der Linie RB 31. Auf den Linien RE 44 und RB 31 weisen die Fahrzeuge doppelt so viele Türen auf wie die heute dort eingesetzten Fahrzeuge und tragen somit zu einem beschleunigten Fahrgastwechsel und zur Verbesserung der Pünktlichkeit bei. Dank ihres innovativen Antriebs sind die Züge bestens für einen Betrieb in einem nur zum Teil elektrifizierten Netz geeignet. Denn die BEMU-Fahrzeuge sind klassische elektrische Züge, die zusätzlich mit Batterien ausgestattet sind, um auch auf Streckenabschnitten ohne Oberleitungen fahren zu können. Auf elektrifizierten Streckenabschnitten entnehmen die Triebzüge aus den Oberleitungen Strom zum Fahren und zum Wiederaufladen der Batterien. Wo keine Oberleitungen vorhanden sind, liefern die Batterien die Energie für den Antrieb. Würden die fünf SPNV-Linien weiterhin mit Dieselfahrzeugen bedient, entstünden knapp 13.000 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr.

Mit der Umstellung der fünf Linien auf die umweltfreundlichen BEMU-Züge werden 13 Städte im VRR nicht mehr von SPNV-Dieselfahrzeugen angefahren:

Alpen, Bottrop, Castrop-Rauxel, Dorsten, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Gladbeck, Herne, Moers, Oberhausen, Rheinberg, Xanten

Nachgefragt bei Frederik Ley, dem Vorsitzenden der Regionalleitung von DB Regio, Region NRW

Wir haben mit Frederik Ley gesprochen, dem Vorsitzenden der Regionalleitung von DB Regio AG, Region NRW, um zu erfahren, wie sich sein Team auf den Betrieb der Linien des Niederrhein-Münsterland-Netzes vorbereitet.

Interview DB Regio, Frederik Ley

Welche Herausforderungen sehen Sie aus EVU-Sicht beim Einsatz von BEMU-Fahrzeugen gegenüber herkömmlichen Diesel- bzw. Elektrofahrzeugen im Betrieb?

Mit den neuen Fahrzeugen im Niederrhein-Netz starten wir in eine neue Ära. Klimaschutz gibt es nur mit der Bahn und die neuen Fahrzeuge sorgen für CO2-reduzierte, nachhaltige Mobilität auf der Schiene. DB Regio sammelt derzeit in ganz Deutschland Erfahrungen mit alternativen Antrieben. Im Dezember gehen beispielsweise Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb in der Region Mitte an den Start. Die Fahrzeuge für das Niederrhein-Netz sind komplette Neukonstruktionen. Erfahrungen mit den Fahrzeugen, die überall dort, wo es keine Oberleitungen gibt, ihren Energiebedarf aus Batterien ziehen, gibt es im Regelbetrieb noch nicht. Die Reichweite der Batterien wird bei 100 bis 150 Kilometer liegen. Bei der Umlaufplanung müssen wir deshalb künftig genau den Energiebedarf im Blick haben. Auch den Verbrauch bei Wartezeiten oder von Klimaanlagen müssen wir bei den Planungen berücksichtigen. Wir werden gemeinsam mit dem VRR und dem Fahrzeughersteller auf dem Weg dorthin eine Menge lernen.

Welche Schritte sind für einen reibungslosen Betriebsstart seitens DB Regio geplant?

Wir starten schon in diesem Jahr mit den Vorbereitungen für einen reibungslosen Betriebsstart 2025. Denn auch, wenn wir in den letzten Jahren erfolgreich eine Vielzahl an Linien übernommen haben – sogar in Rekordzeit wie bei der Übernahme der Abellio-Linien -, wollen wir bestmöglich vorbereitet sein. Besonders wichtig ist uns ein intensiver Austausch über die Zukunft der Mitarbeitenden, die heute auf und für das Niederrhein-Münsterland-Netz arbeiten. Im Sinne der Kolleg*innen wollen wir mit dem jetzigen Betreiber eine gute Lösung finden. Unser Fokus liegt außerdem auf den neuen Fahrzeugen. Denn der Fahrzeughersteller ist für Instandhaltung und Fahrzeugverfügbarkeit zuständig. Hier müssen wir gute und eng abgestimmte Prozesse entwickeln.

Stationen auf den zukünftigen Betrieb vorbereiten

Ansicht eines Bahnsteigs mit Gleisen davor, an dem ein Bauarbeiter mit einem Vibrationsstampfer der Boden verdichtet
Zahlreiche Bahnhöfe und SPNV-Haltepunkte müssen für den Betrieb der neuen SPNV-Fahrzeuge ausgebaut werden.

Um die Kapazitäten auf einigen Linien des Niederrhein-Münsterland-Netzes tatsächlich ausweiten zu können, müssen zahlreiche Bahnhöfe und SPNV-Haltepunkte ausgebaut werden. Nur wenn ausreichend lange Bahnsteige vorhanden sind, können die längeren Fahrzeuge an einer Station halten. Einige Bahnsteige werden deshalb verlängert, andere an die Standardhöhe von 76 Zentimetern angepasst, um einen niveaugleichen Ein- und Ausstieg zu ermöglichen. Zusätzlich werden die betreffenden Stationen, sofern noch nicht geschehen, barrierefrei ausgebaut, damit auch mobilitätseingeschränkte Nahverkehrskund*innen stufenlos über Rampen oder Aufzüge direkt bis zum Bahnsteig und in die Züge gelangen können.

Mehr zum Niederrhein-Münsterland-Netz unter:

Niederrhein-Münsterland-Netz | Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (vrr.de)

Wibke Hinz

Von Wibke Hinz
PR- und Online-Redakteurin


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