Digitale Schritte auf dem Weg zu einem landesweiten elektronischen Tarif
Im Öffentlichen Personennahverkehr nutzen Fahrgäste zunehmend digitale Services, um Fahrten mit Bus und Bahn zu planen, Zugang zum Nahverkehrssystem zu erhalten und sich rund um den ÖPNV zu informieren. Tarife und Tarifgrenzen sind für Nahverkehrskund*innen dabei immer wieder ein komplexes Thema – egal ob innerhalb eines Verbundes oder zwischen Verbünden. Der VRR möchte das bisher nötige Detailwissen über das Tarifsystem automatisiert und im Hintergrund durch technische Systeme ablösen. Hierbei bietet die Digitalisierung der ÖPNV-Branche die Chance, noch stärker kundenorientierte Dienstleistung anzubieten.
nextTicket 2.0 – Nahverkehrskund*innen testen elektronischen Tarif
Einen ersten Schritt, um Nahverkehrskund*innen den Zugang zum ÖPNV zu erleichtern, hat der Verbund mit der Entwicklung von nextTicket bereits getan. Seit Mitte Juni 2020 können Fahrgäste im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr mit nextTicket 2.0 bereits zum zweiten Mal nach 2018 diese neue Ticket-Generation testen. Mit dem federführend von den Stadtwerken Neuss in Kooperation mit der Rheinbahn Düsseldorf und dem VRR entwickelten nextTicket 2.0 haben die Kooperationspartner ein digitales Angebot auf den Weg gebracht, das Fahrgäste allein mit ihrem Smartphone nutzen können und das ihnen den Zugang zum Öffentlichen Personennahverkehr erleichtert. Erste Ergebnisse aus der begleitenden Marktforschung des Markttests zeigen, dass die Kund*innen zufrieden mit dem neuen Ticketangebot sind und es positiv annehmen.
Wesentlich ist das optimierte Tarifsystem, das den Fahrpreis auf Grundlage der Luftlinie zwischen Start- und Zielhaltestelle bestimmt. Fahrgäste stufen das System als unkompliziert ein, da sie die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen können, ohne dass sie sich mit dem Tarif beschäftigen müssen. Zudem ermöglicht der smartphonebasierte Ansatz einen komplett kontaktlosen Ticketkauf und eine kontaktlose Ticketprüfung. Ein Prozedere, das insbesondere hinsichtlich der Corona-Pandemie von Vorteil ist.
Verlinkung nextTicket
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Nahverkehrsakteure planen landesweiten elektronischen Tarif
Neue und innovative Vertriebswege wie nextTicket 2.0 sind für den ÖPNV wichtige Bausteine, um Bus und Bahn noch attraktiver zu machen. Und gerade hier bietet die fortschreitende Digitalisierung für den Nahverkehr großes Potenzial. nextTicket 2.0 mit seinem veränderten und vereinfachten Tarifansatz stellt ein wegweisendes Projekt für ein zeitgemäßes und kundenfreundliches ÖPNV-Angebot dar und ist Teil eines Prozesses, hin zu einem gemeinsamen und landesweiten Tarifkonzept. So erarbeiten die Verbünde und Tarifgemeinschaften in NRW derzeit gemeinsam mit dem Kompetenzcenter Marketing (KCM) ein gemeinsames Zielbild für einen landesweiten elektronischen Tarif. Einig sind sich die Beteiligten darüber, dass das im VRR bereits erprobte Prinzip von nextTicket 2.0 angewandt werden soll. Für das System besteht die Fahrpreisberechnung aus einem Grundpreis pro Fahrt und dem sogenannten Arbeitspreis pro Kilometer. Dabei wird in ganz NRW die Luftlinie zwischen der Start- und der Zielhaltestelle für die Ermittlung der Kilometer angestrebt. Dadurch werden spürbare Preissprünge für die Kund*innen vermieden, die Flexibilität für regionale Anpassungen bleibt aber erhalten. Für das gemeinsame Zielbild gilt, in Struktur und Höhe möglichst einheitliche Parameter für das NRW-weite System zu vereinbaren und dabei die Autonomie der Verbundtarife zu gewährleisten. Bereits im kommenden Jahr ist geplant, einen landesweiten eTarif im Rahmen eines Fahrgastinformations- und Ticketsystems mit Check-in/Be-out-Funktion (CiBo) anzuwenden.
Fahrgastinformations- und Ticketsystem mit Check-in/Be-out-Funktion
Das Check-in/Be-out-Hintergrundsystem hat der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr in den zurückliegenden Monaten gemeinsam mit dem Nahverkehr Rheinland (NVR) und dem Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) in Auftrag gegeben und die Entwicklung intensiv begleitet. In der Anwendung soll das System den Fahrgästen in Nordrhein-Westfalen die Nutzung von Bus und Bahn zukünftig deutlich erleichtern: Per Smartphone werden Ein- und Ausstieg erkannt und der Fahrpreis automatisiert berechnet. Menschen sollen den ÖPNV leicht und komfortabel nutzen können. Dazu gehört auch, dass sie sich nicht mit Verkehrsverbundgrenzen und der Frage nach dem richtigen Ticket auseinandersetzen müssen. Das CiBo-System bildet die neue Tarifgeneration eines elektronischen Tarifs ab. Auf diese Weise möchten die NRW-Zweckverbände die tariflichen Grenzen zwischen den Verkehrsverbünden auflösen.
Das CiBo-System wird so konzipiert, dass es in neue oder bestehende Apps integriert werden kann. Die Applikation stellt den Fahrgästen bei Check-in eine Fahrtberechtigung aus und berechnet beim Check-out am Ende der Fahrt im ÖPNV den entsprechenden Fahrpreis. Dieser wird über bargeldlose Bezahlverfahren abgerechnet.
Drei Komponenten bilden das CiBo-System
Das CiBo-System besteht im Wesentlichen aus drei Komponenten: dem CiBo-Modul, einer neuen App und einem Ticketshop. Diese drei Komponenten werden bereits getestet.
Drei Komponenten bilden das CiBo-System
Erste Komponente:
Das CiBo-Modul
Um die Technik in bestehende digitale Vertriebskanäle zu integrieren, stellen die Zweckverbände allen Verkehrsunternehmen und Vertriebsberechtigten in NRW eine digitale CiBo-Schnittstelle zur Verfügung.
Zweite Komponente:
Die CiBo-App
Die neue App bietet eine Vielzahl von Funktionen in zeitgemäßem Design und auf einer aktuellen technischen Basis. Außerdem bietet die jeweilige App den Fahrgästen Detailinformationen zu ihrer aktuellen Reise: Sie zeigt den Routenverlauf sowie alle Reiseparameter an. Die Nutzer*innen der App werden über alle Phasen der ÖPNV-Nutzung begleitet und unterstützt: von der Auskunft über den Ticketkauf bzw. den Check-in-Vorgang bis hin zur Abrechnung der Fahrt. Dabei können sie den neuen elektronischen Tarif nutzen.
Dritte Komponente:
Der Ticketshop
Der Ticketshop ist das System für den Ticketverkauf. Er kann alleinstehend im Web genutzt oder in eine App als Ticketverkaufssystem integriert werden. Er ermöglicht den Verkauf aller NRW-Verbundtariftickets. Außerdem bildet er die Schnittstelle zu anderen Mobilitätsanbietern.
Ausblick CiBo
Bis Mitte/Ende 2021 sollen die technischen Voraussetzungen für dieses flächendeckende und NRW-weite System geschaffen werden und dann in allen Bussen, Stadtbahnen und Eisenbahnen des Nahverkehrs genutzt werden können. Das CiBo-Projekt ist Bestandteil der ÖPNV-Digitalisierungsoffensive NRW, in der Verkehrsverbünde, Aufgabenträger, Verkehrsunternehmen und das Verkehrsministerium gemeinsam an einem attraktiveren ÖPNV in NRW arbeiten.
VRR App – Routenplanung mit Rad, Bus und Bahn
Rund 800.000 Nutzer*innen der VRR App profitieren bereits seit einiger Zeit von den zahlreichen mobilen Services. Durchschnittlich rund 40 Millionen Fahrten im Monat beauskunftet die App, die kontinuierlich um zusätzliche Dienste erweitert wird. So können Fahrgäste des ÖPNV mit der VRR App kombinierte Routen mit dem Fahrrad und den öffentlichen Verkehrsmitteln planen. Mit dieser Funktion können sie im gesamten Verbundraum einzelne Teilstrecken oder auch komplette Punkt-zu-Punkt-Verbindungen als Fahrradroute auswählen. Grundlage des Radroutings sind die Daten von OpenStreetMap, die auf einer übersichtlichen Karte dargestellt werden. Das Routing greift bevorzugt auf Radwege zu und optimiert die Wegeführung für Radfahrer*innen. Aktuelle Daten werden regelmäßig neu in das System übernommen.
Der VRR entwickelt seine mobile Serviceplattform stetig weiter und hat aktuell, allerdings vorerst als Betaversion, auch die Boxen von DeinRadschloss als Points-of-interest (POI) in die Fahrplanauskunft integriert. Die Radboxen werden mit dem aktuellem Belegungsgrad dargestellt. In den Fahrtdetails wird auf die Buchungsseite von DeinRadschloss verlinkt. Außerdem sind auch Bike+Ride- und Park+Ride-Plätze neu in die Auskunft aufgenommen worden. Sofern der Belegungsgrad der Stationen verfügbar ist, wird auch dieser mit dargestellt. Das Hauptmenü wurde für diese neuen Funktionen um die Punkte „Karte“ und „Bike+Ride / Park+Ride suchen“ ergänzt.
Daneben bietet die VRR App mit PayPal eine zusätzliche Bezahloption. Die App macht den Kauf von HandyTickets komfortabler und geht zusammen mit den bewährten Funktionalitäten rund um die Fahrt mit Bus und Bahn einen weiteren Schritt in Richtung moderner Serviceplattform.
Die aktuelle Version der Applikation steht kostenlos im App Store von Apple und im Google-Play-Store als Download zur Verfügung. Nutzer*innen, die die VRR App bereits auf ihrem Smartphone installiert haben, müssen lediglich das aktuelle Update installieren.