Das NRW Mobi-Forum

31. Oktober 2022

NRW-Mobilitätsforum 2022: Branchenexpert*innen diskutieren über Herausforderungen im Nahverkehr

Die Mobilitätsbranche steht vor sehr großen Herausforderungen: Mit welchen Angeboten überzeugen wir die Menschen, nach der Corona-Krise auf Bus, Bahn und Zug umzusteigen? Was bleibt nach drei Monaten 9-Euro-Ticket? Wie gestalten wir einen auskömmlichen und auch in der Fläche attraktiven Nahverkehr?

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Diese und weitere Fragen haben die drei nordrhein-westfälischen Aufgabenträger für den Schienenpersonennahverkehr, Nahverkehr Rheinland (NVR), Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) und Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) als gemeinsame Ausrichter beim 3. NRW-Mobilitätsforum am 25. und 26. Oktober in Köln, vor rund 300 interessierten Gästen bestmöglich beantwortet. Weitere inhaltliche Impulse setzen unter anderem der Kölner Bestseller-Autor und Klimaschützer Frank Schätzing sowie Katja Diehl, das aktuelle Gesicht der weiblichen Mobilität in Deutschland.

Die aktuelle Situation des NRW-Nahverkehrs

Nach der Begrüßung durch die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker, ging Oliver Krischer, Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen auf die aktuelle Situation des NRW-Nahverkehrs auch in der anhaltenden Corona-Zeit ein und hob die Wichtigkeit des öffentlichen Verkehrs hervor.

In der anschließenden Podiumsdiskussion unterstrichen die Vertreter*innen der Aufgabenträger Dr. Norbert Reinkober, Geschäftsführer NVR, Joachim Künzel, Geschäftsführer NWL und Gabriele Matz, Vorstandssprecherin VRR die Worte vom Minister Oliver Krischer und betonten, dass sich Branche und Politik gemeinsam den Herausforderungen stellen müssen und werden. Denn alle Akteure wissen um die Bedeutung des Nahverkehrs für eine erfolgreiche Verkehrswende. Trotz der enormen Belastungen geht es darum, die Klimaschutzziele zu erreichen.

„Was, wenn wir einfach die Welt retten?“

Einen Blick über den Tellerrand bot Frank Schätzing: Der Kölner Beststellerautor zeichnete dem Auditorium das Bild der Domstadt, wie sie in 50 Jahren aussehen könnte. Voraussetzung: Ab sofort werden konsequent die richtigen Schritte in Richtung Klimaschutz gegangen – natürlich auch in Sachen Mobilität. Nur so kann der Titel von Frank Schätzings Vortrag und Beststeller „Was, wenn wir einfach die Welt retten?“ gelingen.

Die Ansicht unterstrichen auch Marissa Reiserer, Verkehrsexpertin Greenpeace und Dr. Claus Dohmen, Verband Deutscher Verkehrsunternehmen in der Diskussionsrunde zu den Thesen von Frank Schätzing, dass dies unter anderem mit einem nachhaltigen öffentlichen Verkehr gelingen kann.

Verkehrsunternehmen am Limit: Ist der Wettbewerb womöglich gescheitert?

Eine Gruppe von Vortragenden

Zu den Herausforderungen der Branche gehört auch die Erkenntnis, dass Verkehrsunternehmen am Limit sind. Die Frage, ob der Wettbewerb womöglich gescheitert ist, verneinten die Teilnehmer*innen in derDiskussionsrunde zur strategischen Ausrichtung der SPNV-Aufgabenträger, die vertreten waren durch Thorsten Müller, Vizepräsident Bundesverband SchienenNahverkehr, Marcel Winter, Leiter Landesprogramm Fokus Bahn und Geschäftsführer National Express, Heiko Sedlaczek, Geschäftsführer NVR, Gabriele Matz, Vorstandssprecherin VRR und Georg Seifert, Abteilungsleiter SPNV-Wettbewerb/ Vertragsmanagement/Planung VRR.

Infrastruktur und Finanzen sind große Probleme, mit denen sich der SPNV aktuell und in nächsten Jahren konfrontiert sieht. Auch die Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal definierten die anwesenden Expert*innen als limitierenden Faktor. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im SPNV haben sich sehr verschoben. Baustellenfolgekosten und beispielsweise auch Personal- und Ausbildungskosten belasten die Unternehmen sehr. Deshalb müssen Verkehrsverträge auf neue Füße gestellt werden. Dinge, die sich in den letzten Jahren verändert haben, müssen dort Niederschlag finden. Auf die angespannte Personalsituation reagiert die Branche mit gezielten Qualifikationsmaßnahmen im Rahmen von Fokus Bahn.

Mobilität für eine lebenswerte Welt

Welche Dinge notwendig sind, um eine Mobilität für eine lebenswerte Welt zu schaffen erörterten nach ihrem Vortrag, Verkehrswende-Expertin Katja Diehl mit Christine Fuchs, Vorständin Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen, Theo Jansen, Vorsitzender Deutsche Plattform für Mobilitätsmanagement, Geschäftsstellenleiter Zukunftsnetz Mobilität NRW, Prof. Dr. Roman Suthold, Leiter Fachbereich Verkehr und Umwelt, Allgemeiner Deutscher Automobil-Club. Die Teilnehmer*innen zeichneten die zahlreichen Initiativen und alternative Ansätze zur autozentrierten Denkweise auf, die Kommunen nutzen können, um die Mobilitätswende zu gestalten.

Innovation und Digitalisierung im ÖPNV

Welche Innovationskraft in der Mobilitätsbranche steckt, stellte eine Präsentationsrunde mit vier Projekten unter Beweis. Im Stil eines Pitchs präsentierten die Projektverantwortlichen in gerade einmal fünf Minuten die Vorteile und Besonderheiten ihrer Konzepte. Vorgestellt wurden der Ideenzug City der DB Regio AG, die Westfälische Mobilitätsplattform des NWL, das Projekt „Videobasierte Fahrgastzählung im ÖPNV“ der SWK Mobil GmbH und der „LeezenLOOPmünster“ der Leezen Heroes GmbH.

Die Interaktion und der Austausch mit dem Publikum waren den Organisatoren sehr wichtig und so machten die Besucher*innen rege von dem Angebot Gebrauch, sich per digital eingereichter Fragen an den Diskussionen zu beteiligen.

Dino Niemann

Von Dino Niemann
Stellvertretender Pressesprecher


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