Blick auf einen überdachten Bahnsteig, links Gleise, rechts Autos auf einem P+R-Parkplatz

08. März 2021

VRR-Stationsbericht: Rund 60 Prozent aller Bahnhöfe sind in einem schlechten Zustand

Bereits zum 14. Mal dokumentieren wir mit unserem Stationsbericht 2020 den Zustand der Bahnhöfe und SPNV-Haltepunkte in unserer Region. Die Ergebnisse basieren dabei erstmals auf einem völlig neuen Bewertungssystem, das sich stärker als bisher an Ihrem Bedarf orientiert: Betrachtet wurden die Aufenthaltsqualität, die Fahrgastinformation und die Barrierefreiheit an den 294 Stationen im VRR. Bei rund 60 Prozent aller Haltepunkte fielen die Bewertungen eher negativ aus: Die VRR-Profitester stuften sie als „entwicklungsbedürftig“ bzw. „nicht tolerierbar“ ein.

Stationen sind ein wesentlicher Baustein eines attraktiven SPNV

Blick auf einen Bahnsteig mit grüner S- Bahn im Hintergrund, wartende Fahrgäste vor dem Zug

Wenn Sie mit Regionalexpress, Regionalbahn oder S-Bahn im VRR unterwegs sind, dann sind die Bahnhöfe und SPNV-Haltepunkte die Ausgangspunkte für Ihre Reise. Wie Sie Ihre Fahrt mit dem SPNV insgesamt wahrnehmen, hängt also wesentlich davon ab, in welchem Zustand die Stationen sind. Deshalb orientiert sich die neue Bewertungssystematik stärker als in den Vorjahren an Ihrem Bedarf. „Für Fahrgäste ist es entscheidend, dass ein Haltepunkt sauber und gut ausgestattet ist, dass die Fahrgastinformationssysteme reibungslos funktionieren und dass sie barrierefrei zum Zug gelangen“, erklärt Ronald R.F. Lünser, Vorstandssprecher des VRR. Entsprechend bewerteten die VRR-Profitester die SPNV-Haltepunkte im Jahr 2020 in den Kategorien „Aufenthaltsqualität", „Fahrgastinformation“ und „Barrierefreiheit“.

So schneiden die Bahnhöfe und Haltepunkte 2020 ab

23 Bahnhöfe und Haltepunkte beurteilten die VRR-Profitester mit dem Prädikat „ausgezeichnet“, weitere 97 erzielten eine „ordentliche“ Gesamtbewertung. Dies entspricht rund 40 Prozent aller Stationen im VRR. Etwa 60 Prozent der SPNV-Haltepunkte schnitten negativ ab: 159 Stationen stuften die Profitester als „entwicklungsbedürftig“ ein, 15 waren aus Sicht der Prüfer „nicht tolerierbar“. Insgesamt ist die Mehrheit der Stationen somit in einem unbefriedigenden Zustand – wobei die Gründe hierfür von Station zu Station variieren.

Vor allem die Aufenthaltsqualität führte an zahlreichen Bahnhöfen zu schlechten Bewertungen. 192 Stationen waren in einem „verbesserungswürdigen“ Zustand, weitere 29 stuften die Profitester als „unzureichend“ ein. Insbesondere Müll, Graffiti und anderweitige Verschmutzungen sowie bauliche Mängel führten zu den schlechten Ergebnissen. Nach Ansicht von VRR-Vorstandssprecher Ronald R.F. Lünser sollten die Eisenbahninfrastrukturbetreiber die Situation im Interesse der Fahrgäste verbessern: „Die SPNV-Haltepunkte und Bahnhöfe müssen intensiver gereinigt und instand gehalten werden. Mögliche Optionen könnten sein, die Reinigungsintervalle zu verkürzen, Graffiti häufiger zu entfernen und Beschädigungen zügiger auszubessern.“ 

Die Fahrgastinformation bewerteten die Profitester überwiegend gut. Fast 95 Prozent der Stationen erreichten zufriedenstellende bis hervorragende Ergebnisse. Im Hinblick auf die Barrierefreiheit ergibt sich ein differenziertes Bild: Zwar gelangen Nahverkehrskund*innen an 60 Prozent aller Stationen stufenfrei über Aufzüge oder Rampen zu den Bahnsteigen und in die Fahrzeuge. Dennoch ist der Handlungsbedarf bei den verbleibenden 40 Prozent der SPNV-Haltepunkte erhöht oder sogar sehr hoch.

Grafische Darstellung der Bewertungsergebnisse

Wir unterstützen die Modernisierung von Stationen.

Person von oben bei Schweißarbeiten

Unser Ziel ist es, den Zustand der Stationen in unserem Verbundgebiet weiter zu verbessern. Da es jedoch kein unmittelbares Vertragsverhältnis zwischen dem VRR und den Eigentümern und Betreibern der Bahnhöfe und Haltepunkte gibt, können wir die Situation vor Ort nicht direkt beeinflussen. Der alljährliche Stationsbericht ist deshalb ein wertvolles Instrument, um auf Mängel hinzuweisen. Er fördert den fachlichen Dialog zwischen uns und den Infrastrukturunternehmen, um so gemeinsam die Situation vor Ort zu verbessern. Außerdem unterstützt der VRR die Eisenbahninfrastrukturunternehmen bei der Modernisierung der Stationen. VRR-Vorstandssprecher Lünser erklärt: „Als Zuwendungsgeber und Bewilligungsbehörde fördern wir entsprechende Vorhaben an Haltepunkten und Bahnhöfen und legen dabei einen besonderen Fokus auf den barrierefreien Ausbau. Denn unser Ziel ist es, dass auch mobilitätseingeschränkte Nahverkehrskund*innen an allen Stationen im VRR problemlos zu den bzw. in die Fahrzeuge gelangen können.“

Ihr Urteil fiel 2020 leicht besser aus als im Vorjahr.

Auch 2020 wollten wir von Ihnen wissen, wie Sie die Situation vor Ort einschätzen. Im Vergleich zum Vorjahr waren die befragten Nahverkehrskund*innen zufriedener und vergaben leicht verbesserte Noten: Den Zustand der Stationen bewerteten sie im Durchschnitt mit einer 2,77, was einem leichten Anstieg um 0,03 Notenpunkte entspricht. Auch die Fahrgastinformation an den Bahnsteigen im Störungsfall bewerteten sie zwar durchschnittlich um 0,04 Notenpunkte besser als 2019, allerdings liegen die Werte mit einer 3,14 trotzdem nur auf einem befriedigenden Niveau. Auch hier besteht folglich weiterhin Verbesserungspotenzial.

Fahrgast mit Maske im Zug

Beleuchtung der Stationen

Beleuchtete Unterführung in der Dämmerung

Wie bereits in den Vorjahren nahmen die VRR-Profitester 2020 erneut die Beleuchtung an ausgewählten Stationen unter die Lupe, denn sie hilft, Gefahren vorzubeugen und Ihr Sicherheitsempfinden vor Ort zu stärken. Insofern ist sie ganz entscheidend dafür, wie attraktiv der SPNV insgesamt auf Sie wirkt. Speziell in den Wintermonaten, wenn die Tage kürzer sind und die Sonne weniger scheint, erhöht sich durch eine unzureichende Beleuchtung das Unfallrisiko: Bodenunebenheiten können zu Stolperfallen werden und auch der Gefahrenbereich nahe der Bahnsteigkante wirkt dann eventuell weiter entfernt als er tatsächlich ist. Außerdem ist eine gute Beleuchtung wichtig, um sogenannte „Angsträume“ zu minimieren, also Bereiche einer Station, die ohne Licht nicht gut eingesehen werden können. 

Die VRR-Profitester schauten sich vor diesem Hintergrund 113 mittelgroße und kleine Bahnhöfe in den dunklen Monaten November und Dezember 2020 an. Zwar gab es an 76 SPNV-Haltepunkte defekte Leuchten, was einem Anteil von etwa zwei Dritteln (67,26 Prozent) entspricht. Allerdings waren es in den meisten Fällen nur wenige Leuchten, zumeist verteilt über die gesamte Station, sodass die Beleuchtung insgesamt weitestgehend ausreichend war. An 16 Stationen fanden die VRR-Profitester noch alte Wetterschutzhäuschen aus Beton vor, die schlecht einsehbar sind und so das subjektive Sicherheitsempfinden der Reisenden negativ beeinflussen können. „Wenn die betreffenden Bahnhöfe modernisiert werden, sollten die alten Betonhäuschen durch moderne, verglaste und somit transparente Wetterschutzvorrichtungen ersetzt werden“, so Ronald R.F. Lünser.

Bahnhofsgebäude

2020 erfassten die VRR-Profitester erneut die Bahnhofsgebäude im VRR. Teilweise sind die Immobilien noch im Besitz der Eisenbahninfrastrukturunternehmen, zahlreiche Gebäude haben jedoch in den letzten Jahren den Besitzer gewechselt und werden dementsprechend ganz unterschiedlich genutzt: als ergänzende Verkehrsinfrastruktur, als Aufenthaltsbereich, zur Fahrgastinformation und zum Ticketverkauf oder für Gastronomie und Einzelhandel. Darüber hinaus sind immer mehr Gebäude im Privateigentum und stehen den Nahverkehrskund*innen so nicht mehr zur Verfügung. Hinzu kommen Immobilien, die gar nicht mehr genutzt werden und schlimmstenfalls als Bauruinen enden. Der Stationsbericht 2020 gibt einen Überblick über die 114 Bahnhofsgebäude im VRR: Er stellt die Eigentumsverhältnisse dar, informiert, ob die Immobilien öffentlich oder privat genutzt werden und zeigt auf, ob Fahrgäste durch die Gebäude zu den Bahnsteigen gelangen. 

31 Bahnhofsgebäude sind Eigentum der Eisenbahninfrastrukturunternehmen, 13 gehören den jeweiligen Kommunen, zwei Immobilien sind Bestandteil des Bundeseisenbahnvermögens und 68 sind mittlerweile Eigentum von Dritten. Folglich ist die Mehrheit der Bahnhofsgebäude in Privatbesitz. An 97 Stationen werden die Gebäude verkehrlich, kommerziell oder privat genutzt – dies entspricht 85 Prozent aller Bahnhofsimmobilien im VRR. In 51 Fällen und damit bei rund 45 Prozent der Stationen gelangen SPNV-Kund*innen durch die Bahnhofsgebäude zu den Bahnsteigen.

Außenansicht des Eingangs eines roten Bahnhofsgebäudes

Schluss des Beitrags

Informieren Sie sich über die Situation in Ihrer Kommune im Stationsbericht 2020.
Unter dem folgenden Link finden Sie den vollständigen Stationsbericht 2020 mit detaillierten Informationen zu den Stationen in Ihrer Kommune:

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Wibke Hinz

Von Wibke Hinz
PR-Redakteurin


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