Gelsenkirchen | 28. September 2023

Baustellen, marode Infrastruktur und Personalmangel stören den Regionalverkehr

Seit Wochen ist der Regionalverkehr im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) teils massiv eingeschränkt. Baustellen im Eisenbahnnetz, eine marode Infrastruktur, fehlende Fachkräfte und zahlreiche krankheitsbedingte Personalausfälle führen zu Störungen im Schienenpersonennahverkehr (SPNV). Damit setzt sich bedauerlicherweise eine Tendenz fort, die sich bereits im vergangenen Jahr abzeichnete. Dies zeigt der gerade veröffentlichte SPNV-Qualitätsbericht 2022.

Angespannte Betriebslage im Regionalverkehr

Insbesondere der Mangel an qualifiziertem Personal und ein hoher Krankenstand bei Triebfahrzeugführer*innen wirken sich negativ auf die Betriebsqualität im Regionalverkehr aus. Hinzu kommen der schlechte Zustand der Infrastruktur sowie die zahlreichen, teils über mehrere Wochen dauernden Baustellen im Eisenbahnnetz. Zahlreiche Regionalexpress-, Regionalbahn- und S-Bahn-Fahrten sind entweder verspätet oder fallen komplett aus.

Gabriele Matz, Vorstandssprecherin des VRR, ist besorgt über die Entwicklung: „Wir haben es aktuell mit einer außerordentlich angespannten Betriebslage im Regionalverkehr zu tun. Die Qualität der Leistungen hat sich deutlich verschlechtert. Deshalb suchen wir den konstruktiven Dialog mit den Eisenbahnverkehrsunternehmen und drängen darauf, die Situation im Interesse unserer Fahrgäste zu verbessern. Gleichzeitig wird bei der Nichteinhaltung der gesteckten Ziele automatisch Pönale fällig. Sofern Züge langfristig ausfallen, sind ein verlässliches Grundangebot und verständliche und nicht von Tag zu Tag wechselnde Ersatzfahrpläne von entscheidender Bedeutung.“ Handlungsbedarf gibt es auch bei der Fahrgastinformation, die oftmals zu spät oder nur sehr kurzfristig erfolgt. „Wenn Schienenersatzverkehre mit Bussen eingerichtet werden, dann müssen die Eisenbahnverkehrsunternehmen die SPNV-Kund*innen hierüber frühzeitig und verlässlich informieren“, so Matz weiter.

Sollte sich die Qualität der Leistungen nicht wesentlich verbessern, behält sich der VRR als Aufgabenträger für den SPNV vor, Abschlagszahlungen an Eisenbahnverkehrsunternehmen zu kürzen. Vorstandssprecherin Gabriele Matz betont: „Es ist für uns nicht akzeptabel, wenn über Wochen und Monate der Verkehr auf ganzen Linien oder Streckenabschnitt so massiv eingeschränkt ist. Alle Akteure müssen ihren Teil dazu beitragen, für die Menschen in der Region einen verlässlichen Regionalverkehr zu sichern.“

SPNV-Qualitätsbericht 2022

Die aktuell schlechte Betriebsqualität ist jedoch keine neue Entwicklung, sondern zeichnete sich bereits im letzten Jahr ab – dies zeigen die Ergebnisse des nun vorliegenden SPNV-Qualitätsberichtes. Auch 2022 führten zahlreiche externe Faktoren und der – teils Corona-bedingte – Personalmangel zu Verspätungen und Zugausfällen im Regionalverkehr.

Pünktlichkeit im Regionalverkehr

Im Jahr 2022 waren die Regionalverkehrszüge im VRR mit einer durchschnittlichen Verspätung von zwei Minuten und 36 Sekunden unterwegs. Dies ist eine Verschlechterung um 43 Sekunden im Vergleich zum Vorjahr. Besonders angespannt war die Lage im Juni und August sowie im Herbst: Infrastrukturstörungen und die Auswirkungen des 9-Euro-Tickets führten dazu, dass RE-, RB- und S-Bahn-Linien besonders unpünktlich unterwegs waren. S-Bahnen waren wie bereits in den Vorjahren die pünktlichsten Regionalverkehrslinien. 87 % aller Fahrten waren entweder pünktlich oder nur leicht verspätet. Bei den Regionalbahnen war dies nur bei 81,5 % der Fahrten der Fall. Mit einer Quote von 72,8 % schnitten die Regionalexpress-Linien erneut am schlechtesten ab.

Baustellen und Abellio-Insolvenz stören den Fahrplan

Baustellen im Eisenbahnnetz der Deutschen Bahn und die Abellio-Insolvenz führten 2022 zu einem teilweise ausgedünnten Fahrplan. Baubedingt fiel jede 15. Zugfahrt aus. „Im Zuge der Notmaßnahmen nach der Abellio-Insolvenz mussten binnen kürzester Zeit die ehemaligen Abellio-Mitarbeiter*innen bei den neuen Betreibern eingearbeitet, die Fahrzeuge übergeben, geprüft und systemisch auf die neuen EVU umgestellt werden. Durch den ausgedünnten Fahrplan mussten zwar die Reisenden mit Komforteinschränkungen zurechtkommen, allerdings waren diese geordnet und damit vorhersehbar sowie von kurzer Dauer. Gleichzeitig haben die Eisenbahnverkehrsunternehmen Centralbahn, Wedler Franz Logistik und Train Rental Leistungen übernommen und so die Einschränkungen für die Fahrgäste geringgehalten."In einem gemeinsamen Kraftakt aller Mitarbeitenden von Eisenbahnverkehrsunternehmen und Aufgabenträgern konnte ein ungeordneter Betriebsübergang und damit Chaos für unsere Reisenden vermieden werden“, erklärt Gabriele Matz, Vorstandssprecherin des VRR.

Züge fallen auch unvorhersehbar aus

Oftmals führen auch nicht vorhersehbare Ereignisse dazu, dass Fahrten nicht stattfinden können: Im Jahr 2022 war dies bei jeder 15. Verbindung der Fall. Insbesondere der Mangel an qualifiziertem Personal wirkte sich negativ auf den Betrieb aus, weil immer wieder Fahrten wegen fehlender Triebfahrzeugführer*innen oder nicht besetzter Stellwerke ausfallen mussten. Nicht zuletzt beeinträchtige auch immer noch die Corona-Pandemie zu Beginn des Jahres 2022 den Regionalverkehr: Bedingt durch die Erkrankung und Quarantäne von Lokführer*innen und Werkstattmitarbeitenden kam es zu Personalengpässen und damit verbundenen Zugausfällen. Auch Streckensperrungen führten zu vermehrten Zugausfällen – beispielsweise durch Störungen der Eisenbahninfrastruktur, Bombenentschärfungen oder Personen im Gleis. Weitere Informationen zur Qualität im Schienenpersonennahverkehr Im Magazin auf der VRR-Website finden Interessierte weiterführende Informationen zu den verschiedenen Qualitätsstandards: beispielsweise zur Zugbildung, zum Zustand der Fahrzeuge, zu den Ergebnissen der Fahrgastbefragungen, zum Ticketvertrieb an den Bahnhöfen und SPNV-Haltepunkten.

Weitere Informationen zur Qualität im Schienenpersonennahverkehr

Im Magazin auf der VRR-Website finden Interessierte weiterführende Informationen zu den verschiedenen Qualitätsstandards: beispielsweise zur Zugbildung, zum Zustand der Fahrzeuge, zu den Ergebnissen der Fahrgastbefragungen, zum Ticketvertrieb an den Bahnhöfen und SPNV-Haltepunkten. 

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