SPNV im VRR: Qualität im Fokus
Der Schienenpersonennahverkehr stand auch 2025 vor großen Herausforderungen: Intensive Bautätigkeiten mit spürbaren Auswirkungen auf den Betrieb und ein anhaltender Fachkräftemangel haben das System stark gefordert. Entsprechend intensiv haben wir uns deshalb der Qualität im Netz gewidmet. Mit dem VRR-Qualitätsbericht und dem Stationsbericht schaffen wir bereits seit vielen Jahren Transparenz und zeigen, wo der SPNV bereits gut aufgestellt ist – und wo wir gemeinsam mit unseren Partnern gezielt nachsteuern müssen. Gleichzeitig konnten wir im Rahmen europaweiter Vergabeverfahren Linien und Netze neu vergeben und dabei spürbare Verbesserung für unsere Fahrgäste in den nächsten Jahren erreichen: durch mehr Kapazitäten, dichtere Takte oder moderne, komfortable, effiziente und klimafreundliche Fahrzeuge.
SPNV-Qualitätsbericht 2024
Baumaßnahmen an der maroden Infrastruktur und der Mangel an Triebfahrzeugführenden waren vielfach die Hauptgründe für die zahlreichen Verspätungen und Zugausfälle im vergangenen Jahr. Das dokumentiert der SPNV-Qualitätsbericht 2024. Insgesamt fiel jeder fünfte Zug aus: Die Quote über alle bestellten Zugkilometer lag bei 20,57 Prozent. Baustellenbedingt verkehrte jeder zehnte Zug nicht (10,52 Prozent). Zudem fuhren die Züge im Jahr 2024 noch unpünktlicher als im Vorjahr. Die durchschnittliche Verspätung lag bei zwei Minuten und zehn Sekunden. Insbesondere bei den langlaufenden Regionalexpress-Linien hat sich die Situation merklich verschlechtert. Nur 67,5 Prozent der Fahrten verliefen pünktlich, was einem Minus von 5,0 Prozentpunkten entspricht. Bei den Regionalbahnen waren 76,6 Prozent aller Züge gar nicht oder nur leicht verspätet. Die S-Bahnen waren mit 83,9 Prozent erneut die pünktlichsten Linien.
Aktionsprogramm Personal und Betrieb stabilisiert den Fahrplan
Um dem Personalmangel im Fahrbetrieb bei den Eisenbahnverkehrsunternehmen zu begegnen, die Lage im Betrieb zu stabilisieren und vor allem für Fahrgäste planbarer zu machen, brachten die nordrhein-westfälischen SPNV-Aufgabenträger ein NRW-weites „Aktionsprogramm Personal und Betrieb“ auf den Weg. Die SPNV-Fahrpläne wurden landesweit so reduziert, dass sie mit dem tatsächlich vorhandenen Personal zuverlässig geplant und umgesetzt werden konnten. Das Ziel: Mehr Verlässlichkeit beim Angebot. Die Maßnahmen schafften im Jahresverlauf Luft für die EVU, die personalbedingten Ausfälle bei einer Quote von unter einem Prozent zu halten und so die Verkehrsleistungen von Regionalexpress, Regionalbahn und S-Bahn zu stabilisieren. Die an vielen Stellen marode Infrastruktur überstrahlt aber in der Kundenwahrnehmung die Erfolge des Aktionsprogramms. Um die reduzierten Leistungen auf besonders stark frequentierten Verbindungen zu kompensieren und die Fahrpläne zu stabilisieren, kamen seit Jahresbeginn zusätzliche Züge von dritten Eisenbahnverkehrsunternehmen wie LOK-Partner, Smart Rail, Train Charter Service und Train Rental zum Einsatz.
„Das Aktionsprogramm Personal und Betrieb der nordrhein-westfälischen SPNV-Aufgabenträger war ein voller Erfolg: Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2025 werden die SPNV-Verkehrsleistungen wieder vollständig erbracht und die personalbedingten Zugausfälle konnten bei einer Quote von unter einem Prozent stabilisiert werden. Das ist als Kennzahl abstrakt – spürbar ist es aber für die Menschen an den Bahnhöfen: Die Durchsage ‚Der Zug fällt personalbedingt aus.‘ ist wieder die Ausnahme und nicht mehr die Regel, wie es 2024 leider oft der Fall war. Besonders stolz sind wir auf die 600 Starter:innen in den Ausbildungsprogrammen des Jahres 2025 – eine noch nie dagewesene Zahl. Wir drücken die Daumen, dass möglichst viele ihre Abschlussprüfungen erfolgreich absolvieren. Denn der Schienenverkehr als Daseinsvorsorge ist ein solides Arbeitsfeld, das keinen konjunkturellen Schwankungen unterliegt. Triebfahrzeugführende haben damit faktisch eine Jobgarantie – in der heutigen Zeit ein wahrer Glücksfall für die Beschäftigten.“
Stationsbericht 2024
Der Qualität an den 296 Bahnhöfe und SPNV-Haltepunkten widmete sich bereits zum 18. Mal der Stationsbericht 2024. Im Fokus standen dabei wie bereits in den Vorjahren die Aspekte, die unseren Fahrgästen besonders wichtig sind: die Aufenthaltsqualität, die Fahrgastinformation und die Barrierefreiheit. Erfreuliches Ergebnis: Der Großteil aller Reisenden steigt an Stationen ein und aus, die barrierefrei ausgebaut sind und 2024 gut bewertet wurden. Die VRR-Profitester:innen bewerteten insbesondere die stark frequentierten Großbahnhöfe positiv. Rund 90 Prozent der Fahrgäste aus unserem Verbundraum gelangen über Aufzüge und Rampen stufenfrei zu den Gleisen. Eine Bahnsteighöhe von mindestens 76 Zentimetern macht es zudem möglich, entweder auf gleicher Höhe oder über Einstiegshilfen komfortabel in die Züge einzusteigen.
Ungeachtet der Tatsache, dass die allermeisten Reisenden im VRR an den Großbahnhöfen von durchweg positiven Leistungen profitieren, gab es 2024 insbesondere an den kleinen und mittleren Bahnhöfen Handlungsbedarf. Im Vergleich zum Vorjahr 2023 hat sich die Situation dort leider verschlechtert. Nur noch 155 (52,36 Prozent) der insgesamt 296 Stationen in unserem Verbundgebiet erzielten ordentliche oder ausgezeichnete Ergebnisse. 141 (47,64 Prozent) waren in einem entwicklungsbedürftigen oder nicht tolerierbaren Zustand. Der Anteil der positiv bewerteten Stationen sank damit im Vergleich zum Vorjahr um 4,4 Prozentpunkte.
SPNV-Wettbewerb stellt Weichen für bessere Leistungen und klimafreundlichen Betrieb
Niederrheinnetz: VIAS ist alter und neuer Betreiber
Das Niederrheinnetz mit den Linien RE 19 (Düsseldorf – Wesel – Arnhem/Bocholt) und RB 35 (Gelsenkirchen – Mönchengladbach) wird in den kommenden Jahren weiter von der VIAS Rail GmbH betrieben. Der neue Verkehrsvertrag startet im Dezember 2025 und endet 2036. Das gemeinsame Netz von VRR und dem Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) umfasst rund 2,8 Millionen Zugkilometer im Jahr, davon etwa 2,5 Millionen im VRR, ca. 50.000 im NWL und rund 250.000 in den Niederlanden. VIAS wird das Fahrplanangebot zukünftig ausweiten und auf der Linie RE 19 zwischen Düsseldorf und Wesel weitere Fahrten mit doppelter Kapazität fahren. Die Linie RB 35 ist seit Dezember 2025 auch an Samstagen unterwegs. Zum Einsatz kommen weiterhin die Fahrzeuge vom Typ Stadler FLIRT 3, deren Außendesign nach und nach leicht verändert wird.
Sonderverkehre: Mit TRI ins Stadion oder zum Konzert
Bereits seit 2018 fährt die Train Rental GmbH (TRI) im Auftrag von VRR, go.Rheinland und NWL Sonderzüge zu Sport- und anderen Großveranstaltungen. Im Rahmen eines neuen, bis Ende 2035 laufenden Verkehrsvertrages wird das Eisenbahnverkehrsunternehmen auch nach dem Fahrplanwechsel im Dezember 2025 mit Zusatzzügen in NRW unterwegs sein. Mit den zusätzlichen TRI-Leistungen bewältigen wir gemeinsamem mit go.Rheinland und NWL die Besucherströme bei Fußballspielen und sorgen für zusätzliche Kapazitäten bei Großveranstaltungen wie dem Christopher Street Day (CSD) und Konzerten, an Karneval oder im Advent. So kommen jährlich Tausende Fahrgäste klimafreundlich und zuverlässig an ihr Ziel und wieder zurück nach Hause.
RE 47: Strom statt Diesel ab Sommer 2026
Ab Sommer 2026 setzt die Regiobahn neue, lokal emissionsfreie Batteriezüge von Siemens Mobility auf der Linie RE 47 zwischen Remscheid-Lennep und Düsseldorf Hbf ein. Im Juli 2025 wurden die Fahrzeuge im Testcenter des Fahrzeugherstellers offiziell vorgestellt. Die zweiteiligen Züge vom Typ Mireo Smart Plus B haben eine Reichweite von bis zu 120 Kilometern und erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von 140 Stundenkilometer – sowohl im Oberleitungs- als auch im Batteriebetrieb. Sie verfügen über insgesamt 122 Sitzplätze, großzügige Mehrzweckbereiche mit Platz für zwölf Fahrräder und eine separate 1. Klasse mit acht Sitzplätzen. Für zusätzlichen Fahrgastkomfort sorgen WLAN, Steckdosen und USB-Ladeanschlüsse, ein barrierefreier Einstieg und das besonders ruhige Fahrverhalten. Geladen werden die Züge über die vorhandene Infrastruktur, entweder während der Fahrt oder im Stand. Für den Einsatz auf dem Düssel-Wupper-Express heißt das: keine bauliche Anpassung der Infrastruktur (unter anderem der Müngestener Brücke) und somit keine zusätzlichen Investitionen.
Teilnetz D der S-Bahn Rhein-Ruhr: VIAS betreibt zukünftig die Linien S 5, S 8 und RE 41
Die VIAS Rail GmbH übernimmt zukünftig das Teilnetz D der S-Bahn Rhein-Ruhr. Es umfasst die Linien S 5 (Dortmund – Witten – Hagen), S 8 (Mönchengladbach – Neuss – Düsseldorf – Erkrath – Wuppertal – Gevelsberg – Hagen) und RE 41 (Bochum – Recklinghausen – Haltern am See) mit einem Gesamtvolumen von rund 3,8 Millionen Zugkilometern im Jahr. Im Dezember 2029 startet VIAS den Betrieb der Linien S 5 und S 8. Den RE 41 übernimmt VIAS bereits im Dezember 2026 von der DB Regio AG und wird die Linie dann im Rahmen des neuen Verkehrsvertrages über Dezember 2030 hinaus weiter betreiben. Der neue Verkehrsvertrag über das Teilnetz D der S-Bahn Rhein-Ruhr läuft fünfzehn Jahre bis Dezember 2044. Zum Einsatz kommen 36 Neufahrzeuge vom Typ Stadler FLIRT XL im grün-weißen Design der S-Bahn Rhein-Ruhr. Sie verfügen über 180 Sitzplätze und haben somit eine größere Kapazität als die derzeit auf den Linien S 5 und S 8 eingesetzten Züge. Sechs überbreite Türen je Fahrzeugseite mit direkt anschließenden großzügigen Mehrzweckbereichen bieten viel Platz für Fahrgäste mit Rollstuhl, Fahrrad, Kinderwagen oder Gepäck. Zudem sind alle Fahrzeuge mit Toiletten ausgestattet.
RE 34 und RB 51: Westfalenbahn übernimmt Dortmund-Siegerland-Express, DB betreibt Westmünsterland-Bahn weiter
Ab Ende 2026 wird die WestfalenBahn GmbH die Linie RE 34 zwischen Dortmund und Siegen betreiben. Der neue Verkehrsvertrag umfasst 1,75 Millionen Zugkilometer pro Jahr und hat eine Laufzeit von 14 Jahren. Das finale Fahrzeugkonzept sieht ab Dezember 2027 den Einsatz von fünfteiligen Fahrzeugen vom Typ Stadler FLIRT 3 mit 255 Sitzplätzen vor. Mit dem neuen Verkehrsvertrag wird die Linie täglich im 60-Minuten-Takt verkehren. Die DB Regio AG erhielt den Zuschlag zum Weiterbetrieb der Linie RB 51 von Dortmund über Lünen, Coesfeld und Gronau bis nach Enschede. Der neue Verkehrsvertrag beginnt zum Fahrplanwechsel Ende 2026 und hat eine Laufzeit von sechs Jahren. Zum Einsatz kommen weiterhin die Bestandsfahrzeuge vom Typ Bombardier Talent. Jetzt mehr erfahren!
Teilnetz B der S-Bahn Rhein-Ruhr: Fahrzeugumbau für mehr Sitzplatzkapazitäten
Mit einer gezielten Ausweitung der Kapazitäten tragen wir in den nächsten Jahren dem stetig steigenden Fahrgastaufkommen auf der S-Bahn-Linie S 2 Rechnung. Eine entsprechende Vereinbarung haben wir im Oktober 2025 mit dem Fahrzeughersteller Stadler getroffen. Zwischen 2027 und 2029 sollen sieben dreiteilige FLIRT-Fahrzeuge durch den Einbau von zwei zusätzlichen Mittelwagen auf fünfteilige Einheiten verlängert werden. Die umgebauten Züge verfügen zukünftig über 296 Sitzplätze – ein bedeutender Schritt hin zu mehr Fahrkomfort und Flexibilität für Fahrgäste im S-Bahn-Netz.