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17. Dezember 2021

Da geht noch was: Den ruhenden Verkehr zukunftsfähig gestalten! Fachtagung des Zukunftsnetz Mobilität NRW widmet sich Lösungen für einen starken Umweltverbund

Unter dem Motto „Da geht noch was: Den ruhenden Verkehr zukunftsfähig gestalten!“ widmete sich die diesjährige Fachtagung der beim VRR angesiedelten Koordinierungsstelle Rhein-Ruhr des Zukunftsnetz Mobilität NRW (ZNM) einem nachhaltigen Parkraummanagement zugunsten eines starken Umweltverbundes in den VRR-Kommunen. Die mehr als 80 Teilnehmenden informierten sich in einer Videokonferenz rund um das Parken in Innenstädten und tauschten sich in Podiumsdiskussionen und Arbeitsgruppen über Erfahrungen und Lösungsansätze aus.

Verkehre vom Auto auf den Umweltverbund verlagern

Michael Zyweck, Leiter der Koordinierungsstelle Rhein-Ruhr des ZNM, betonte in seinem Vortrag, wie bedeutend eine erfolgreiche Mobilitätswende sei, um gegen den Klimawandel eine Chance zu haben. „Wenn wir CO2-Emissionen reduzieren wollen, dann müssen wir zwangsläufig Verkehre vom Auto auf den Umweltverbund verlagern, und zwar im erheblichen Maße“, so Zyweck. Gelingen kann dies einerseits durch attraktive öffentliche Mobilitätsangebote – vor allem einen zuverlässigen und leistungsstarken ÖPNV, attraktive Tarife und ein gutes Bus- und Bahn-Angebot abends und nachts. Zudem sei es wichtig, das Mobilstationen-Netz deutlich auszuweiten, um den Menschen in der Region den Umstieg vom Pkw auf den ÖPNV, das Fahrrad oder Leihmobilitätsangebote zu erleichtern. Alles in allem also attraktive „Pull-Maßnahmen“, um Autofahrer*innen für einen Umstieg von eigenen Pkw auf den Umweltverbund zu begeistern. Ebenso wichtig sind nach Ansicht des Experten auch sogenannte Push-Faktoren: beispielsweise ein kommunales Parkraummanagement und eine gerechtere Verteilung der Verkehrsflächen zugunsten des Umweltverbundes. Michael Zyweck betont: „Hierdurch schränken wir den Individualverkehr in den Innenstädten und damit Autofahrer*innen zwar ein. Aber wir verbessern die Lebensqualität der Menschen und leisten auch einen wesentlichen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz.“

Zwei Busse an Haltestellen, einsteigende Fahrgäste
Um CO2-Emissionen zu reduzieren, müssen Verkehre vom Auto auf den Umweltverbund verlagert werden, beispielsweise auf den Öffentlichen Personennahverkehr.

Hilft ein erfolgreiches Parkraummanagement bei der Finanzierung der Verkehrswende?

Sophie Lehmann vom Beratungsunternehmen KCW GmbH skizzierte darüber hinaus, welches Potenzial ein aktives Parkraummanagement bietet, um die Mobilitätswende zumindest anteilig zu finanzieren. Da Einnahmen aus der Parkraumbewirtschaftung nicht zweckgebunden sind, können sie in den Kommunen flexibel eingesetzt werden – so auch für den Öffentlichen Verkehr. Außerdem verteuert sich durch kostenpflichtiges Parken die Nutzung des eigenen Pkw. Folglich sinkt die Attraktivität privater Pkw zugunsten des Umweltverbundes. Bestenfalls verlagern sich so Verkehre vom Auto auf den ÖPNV, das Fahrrad oder den ebenso gesunden wie umweltfreundlichen Fußverkehr.
Einen weiteren Baustein bilden in diesem Zusammenhang die Gebühren für Anwohnerparkausweise, denen sich Dr. Inga Molenda in ihrem Vortrag widmete. Nach aktuellem Bundesrecht kostet ein Bewohnerparkausweis zwischen rund 10 Euro und 30 Euro. Kommunen haben aber die Möglichkeit, die Gebühren anzuheben. Dr. Inga Molenda erläutert: „Mit höheren Gebühren können Kommunen viel besser den tatsächlich anfallenden Kosten für einen Parkplatz gerecht werden. Dies sind beispielsweise die Kosten für die Einrichtung eines Parkplatzes, seinen Unterhalt und anfallende Verwaltungsgebühren. Da kommt man schnell auf deutlich über 200 Euro. So kann einerseits ein gewisser Lenkungseffekt entstehen, wenn sich Bürger*innen gegen den teuren Parkplatz und beispielsweise für ein Nahverkehrsticket entscheiden. Andererseits können Kommunen die eingenommenen Gebühren in Mobilitätsangebote vor Ort investieren und so den Umweltverbund stärken.“

  • Hinweisschild Parkscheinautomat
    Durch kostenpflichtiges Parken verlagern sich bestenfalls Verkehre vom Auto ...
  • Blick auf eine Straße mit Liegestühlen im Vordergrund, Fußgängern und einer Straßenbahn im Hintergrund
    ... auf den ÖPNV, den gesunden und umweltfreundlichen Fußverkehr oder
  • Zahlreiche Fahrradfahrer auf einer Straße
    ... auf das Fahrrad.

Illegales Lkw-Parken: Eine Herausforderung für zahlreiche Kommunen an Rhein und Ruhr

Im zweiten großen Themenblock informierten Fachleute die Fachtagungsteilnehmer*innen, mit welchen Lösungsmöglichkeiten dem illegalen Lkw-Parken in Wohngebieten begegnet werden kann. An Autobahnen gibt es für die enorme Anzahl an Lkw zu wenig Parkraum, entsprechend suchen die Fahrer*innen zwangsläufig nach Alternativen in den Städten und Kreisen. Hieraus resultieren nicht nur verkehrliche Probleme, sondern der Schwerlastverkehr wirkt sich direkt auf die Lebensqualität in den Kommunen aus. Die Stadt Duisburg begegnet den Problemen mit ihrem „Aktionsplan Lkw-Verkehre“ (Fördern, Fordern, Informieren). Mitarbeiter*innen des Bürger- und Ordnungsamtes kontrollieren innerstädtische Hotspots und lassen illegal geparkte Lkw teilweise abschleppen, um die Situation vor Ort zu verbessern. Parallel sollen den Lkw-Fahrern drei neue Parkplätze im Stadtgebiet mit Sanitär- und Sozialräumen angeboten werden. Volker Hassenpflug, Projektleiter SEVAS NRW beim Verkehrsverbund Rhein-Sieg stellte zudem eine effiziente und stadtverträgliche Lkw-Navigation für NRW vor. Ziel des Vorhabens ist es, Lkw so durch die Städte und bestenfalls auch zu ausgewiesenen Parkplätzen zu navigieren, dass sie problemlos von A nach B kommen und gleichzeitig die Städte möglichst wenig belastet werden. Konkret heißt das: nicht durch Wohngebiete, nicht unter Unterführungen hindurch, unter denen die Lkw stecken bleiben könnten.

  • Lkw eines Abschleppdienstes von vorne
    In Duisburg lassen Mitarbeiter*innen des Bürger- und Ordnungsamtes illegal geparkte Lkw teilweise abschleppen.
  • Fahrer am Steuer eines parkenden Lkw mit einem Navigationsgerät in der Hand
    Ziel des SEVAS NRW-Projektes ist es, Lkw so durch Städte und bestenfalls zu ausgewiesenen Parkplätzen zu navigieren, dass sie problemlos von A nach B kommen und die Städte möglichst wenig belasten.

Parkraum reduzieren? Dann ist eine gute Kommunikation das A und O!

Der letzte Themenblock des Tages befasst sich mit der Frage, wie die Reduzierung von Parkraum in den Städten in ein positives Gesamtkonzept eingebettet und innovativ kommuniziert werden kann. Hierzu stellte zunächst Philipp Nelles vom Amt für Verkehrsmanagement das Parkraumkonzept von Düsseldorf vor. Als eines von zehn Handlungsfeldern ist es Bestandteil des „Mobilitätsplan D“ der Landeshauptstadt. Eines der Ziele ist es, Bus und Bahn sowie Fuß- und Radverkehre zu fördern und Pkw-Fahrten zu reduzieren. Hierzu soll unter anderem der Straßenraum zugunsten der Nahmobilität umverteilt und das Parken im öffentlichen Raum neu geordnet werden, beispielsweise durch eine aktive Parkraumbewirtschaftung und zentrale Parkbauten in den Quartieren. Neben einer frühzeitigen und guten Kommunikation müssen bei solchen Gestaltungsprozessen die Bürger*innen aktiv eingebunden werden, um die Akzeptanz zu erhöhen und gute Ergebnisse zu erzielen. Hierauf verwies Dr. David Rüdiger, Geschäftsführer der Connected Mobility Düsseldorf, am Beispiel des Düsseldorfer Projektes Multi-Mo-DUS.

Nachhaltige Mobilität macht Städte zu lebenswerten Orten

Die Fachtagung des Zukunftsnetz Mobilität NRW zeigte einmal mehr, dass eine erfolgreiche Verkehrswende und mehr Klimaschutz nur gelingen können, wenn alle Beteiligten Zugeständnisse machen. Vor allem Autofahrer*innen haben es mit ihrem eigenen Mobilitätsverhalten in der Hand, Städte zu lebenswerteren Orten zu machen. Zahlreiche Kommunen haben dies heute schon erkannt und investieren viel Know-how und Manpower in nachhaltige Mobilitätskonzepte. Das Zukunftsnetz Mobilität NRW und der VRR unterstützen sie bei ihren Bemühungen. Michael Zyweck zog nach der Fachtagung Bilanz: „Wenn wir den Klimaschutz fördern und Städte lebenswert gestalten wollen, dann kann man leider nicht nur auf den guten Willen der Menschen setzen. Kommunen müssen den städtischen Raum gerechter verteilen und für den Umweltverbund nutzen – für den Öffentlichen Personennahverkehr, für den Radverkehr und für Menschen, die gern zu Fuß unterwegs sind. Davon profitieren alle, durch ein deutliches Plus an Lebensqualität.“

  • Sitzgelegenheiten am Straßenrand, im Hintergrund Fahrradfahrer
    Wenn Kommunen den städtischen Raum gerechter verteilen, dann profitieren alle ...
  • Sitzgelegenheiten am Straßenrand, im Hintergrund Fahrradfahrer
    ... durch ein deutliches Plus an Lebensqualität.
Wibke Hinz

Von Wibke Hinz
PR-Redakteurin


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