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16. März 2021

SPNV-Qualitätsbericht 2020: Corona, Personalmangel und Baustellen beeinträchtigen den Regionalverkehr im VRR

Mit unserem 15. SPNV-Qualitätsbericht werfen wir einen genauen Blick auf die Leistungen im Regionalverkehr – beispielsweise auf die Pünktlichkeit der Linien und den Zustand der Fahrzeuge. Wir beleuchten, wie Fahrgäste das Angebot im SPNV bewerten und wie zufrieden Testkund*innen mit dem neuen Vertriebsdienstleister sind, der Transdev Vertrieb GmbH. 2020 hat sich die Situation in einigen Bereichen stabilisiert oder sogar verbessert. Negativ entwickelten sich die vorhersehbaren Zugausfälle: Zahlreiche Fahrten fielen 2020 aus, einerseits durch eine Vielzahl an Bauarbeiten an der Eisenbahninfrastruktur, andererseits durch den mit dem Land NRW abgesprochenen Corona-Fahrplan. Andere Gründe führten dazu, dass es auf einzelnen Linien nicht rund lief.

Pünktlich oder verspätet? Oftmals geben externe Faktoren den Ausschlag

Die durchschnittliche Verspätung der Regionalverkehrszüge blieb mit einer Minute und 30 Sekunden konstant zum Vorjahr. Allerdings zeigten sich im Jahresverlauf und auch abhängig von den betroffenen Linien deutliche Unterschiede. Vor allem externe Faktoren beeinträchtigen einen verlässlichen SPNV-Betrieb – sprich: Faktoren, die die EVU nicht direkt beeinflussen können. „Verspätet waren vor allem Linien, die sich Trassen mit dem Güter- oder Fernverkehr teilen, in hoch belasteten Korridoren oder über eine schlechte Infrastruktur verkehren – ein Fakt, den wir bereits seit vielen Jahren beobachten“, erklärt Ronald R.F. Lünser, Vorstandssprecher des VRR. Und immer wieder führen auch besondere Ereignisse dazu, dass die Verspätungen im Regionalverkehr zunehmen. 2020 waren es ein Sturm und die Auswirkungen eines Lkw-Brandes auf der A40 unter Eisenbahnbrücken in Mülheim an der Ruhr.

Infografik: Durchschnittliche Verspätung je Fahrt (in Minuten) im Jahresverlauf

S-Bahn, RE oder RB? Welche Linien sind die verlässlichsten?

Die S-Bahnen sind nach wie vor die pünktlichsten Linien im VRR: Die Quote der weniger als vier Minuten verspäteten Fahrten liegt bei 91,6 Prozent. Bei den Regionalbahnen waren 89,4 Prozent aller Züge gar nicht oder nur leicht verspätet, gefolgt von den Regionalexpress-Linien mit einer Quote von 87,8 Prozent. Nicht berücksichtigt wurde hier, wenn Züge aufgrund von Baustellen verspätet fuhren.

Ansicht einer S-Bahn im grünen VRR-Design
Die S-Bahnen sind wie bereits im Vorjahr die pünktlichsten Linien im VRR.

Baustellen, der Corona-Fahrplan und Personalmangel lassen Züge ausfallen.

Im Vergleich zum Vorjahr ist 2020 die Anzahl der vorhersehbaren Zugausfälle stark gestiegen. Mehrere Faktoren waren hierbei besonders ausschlaggebend: Zahlreiche Baustellen an der Eisenbahninfrastruktur und der mit dem Land Nordrhein-Westfalen abgestimmte Corona-Fahrplan beeinträchtigten den SPNV im Verbundgebiet. Dies führte dazu, dass statistisch betrachtet jede zehnte Fahrt ausfiel. Auch der oben schon erwähnte Sturm im Februar und der Personalmangel beim Betreiber Abellio Rail GmbH führten zu zahlreichen Ausfällen und beeinträchtigten die Quoten von RE, RB und S-Bahn sehr deutlich. Fahrgäste der RB 91 konnten sich freuen: Sie waren am seltensten von Zugausfällen betroffen. Kund*innen, die regelmäßig mit der RB 46 unterwegs waren, hatten 2020 das Nachsehen: Hier fielen im Jahresverlauf die meisten Fahrten aus. Beide sind Linien von Abellio. Seit dem Jahreswechsel 2020/2021 verkehren alle Linien des Eisenbahnverkehrsunternehmens wieder stabil, der Personalmangel stellt derzeit kein Problem mehr dar.

  • Infografik: Unvorhersehbare Ausfälle im Jahresverlauf aller Produktgruppen (RE, RB und S-Bahn)
  • Ansicht eines Hinweisschildes zur Maskenpflicht am Bahnhof
    Auch der Corona-Fahrplan beeinträchtigte den Regionalverkehr im VRR.

„Zugbildung“ entwickelt sich positiv.

Positiver entwickelte sich die Situation bei der sogenannten Zugbildung: Bewertet wird hier, ob Züge die Sitzplätze bieten, die laut Verkehrsvertrag vorgeschrieben sind. Die Anzahl an Zügen mit zu geringen Kapazitäten ist im Jahr 2020 vor allem bei den S-Bahnen deutlich gesunken. Besonders positiv fiel in diesem Zusammenhang die Linie S 68 auf. Aber auch auf den Linien S 1, S 6, S 11, RE 6 (RRX) und RE 7 fuhren die Züge häufiger als 2019 mit der vorgeschriebenen Anzahl an Sitzplätzen. Die Auswirkungen für die Reisenden sind bei abweichender Zugbildung jedoch unterschiedlich: Mal fehlen nur wenige Plätze wie bei RE 17, RE 19a und RE 57. Bei anderen Linien steht hingegen nur die Hälfte der vorgesehenen Sitze für die Fahrgäste zur Verfügung: Hier sind beispielsweise die Linien RB 27 und RE 11 (RRX) zu nennen.

Innenraum eines RRX-Zuges mit Sitzplätzen
Die Sitzplatzverfügbarkeit hat sich 2020 deutlich verbessert.

Profitester*innen bewerten Zustand der Fahrzeuge.

Auch für Züge gilt, was uns bei den meisten Orten oder Räumen wichtig ist: Sie müssen in einem guten Zustand sein, damit wir uns gern dort aufhalten. Deshalb richten die Profitester*innen genau hierauf alljährlich ihr Augenmerk. Sehr viele Züge schnitten 2020 insgesamt sehr gut ab. Die Tester*innen kritisierten aber häufig die Sauberkeit der Fahrzeuge und auch den Zustand der Toilettenkabinen. Vor allem bei den Eisenbahnverkehrsunternehmen Keolis Deutschland GmbH & Co. KG mit der Marke „eurobahn“ sowie der NordWestBahn GmbH fielen hierbei negativ aus. Dominik Vaut, verantwortlicher Projektleiter für den Qualitätsbericht beim VRR, sieht hier deutlich Luft nach oben: „Wenn die Außenhaut eines Zuges, Fenster- und Innengerüstscheiben, Durchgangstüren, Toiletten, Böden oder Sitzplätze nicht gepflegt sind, dann leidet immer der Gesamteindruck, den Nahverkehrskund*innen von einer Linie gewinnen. Deshalb ist es enorm wichtig, dass die Eisenbahnverkehrsunternehmen ihre Fahrzeuge regelmäßig reinigen, damit Fahrgäste sich während der Fahrt wohlfühlen.“

  • Ansicht eines Vias-Zuges von vorne
    Den besten Zustand weisen die Vias-Fahrzeuge auf.
  • Ansicht der S 28 von vorne
    Die Fahrzeuge der S 28 wurden 2020 besser bewertet als im Vorjahr.
  • Seitenansicht eines Zuges von Keolis
    Insbesondere der Zustand der Toiletten und die Sauberkeit werden bei Keolis bemängelt.
  • Seitenansicht des Rhein-Erft-Expresses
    Die Züge des Rhein-Erft-Expresses sind im Jahr 2020 am saubersten gewesen.

Wir fragen, Sie antworten!

Wir möchten regelmäßig von unseren Kund*innen wissen, wie sie den Regionalverkehr im VRR bewerten. 2020 waren Reisende ein wenig zufriedener als noch im Vorjahr. Über alle Linien ergab sich eine Durchschnittsnote von 2,2 – angelehnt an das gängige Schulnotensystem mit einer Skala von 1 (sehr zufrieden) bis 6 (sehr unzufrieden). Dies entspricht einer marginalen Steigerung um 0,05 Notenpunkte. Im Jahr 2020 erhielten allerdings weniger Linien als im Vorjahr Einser-Benotungen, sodass die Fahrgäste den Eisenbahnverkehrsunternehmen „nur“ gute Zeugnisse aussprechen. Die Spanne zwischen dem beliebtesten und dem unbeliebtesten Betreiber beträgt nur noch 0,18 Notenpunkte. Vorstand Ronald R.F. Lünser betont: „Wie zufrieden Fahrgäste mit einer Linie sind, hängt entscheidend davon ab, wie zuverlässig sie ist, wie pünktlich sie beispielsweise unterwegs ist und inwieweit es zu Ausfällen kommt.“ Abellio lag 2020 in der Gunst der Fahrgäste vorne. Der Betreiber NordWestBahn belegt wie bereits im Vorjahr den letzten Platz.

Infografik: Fahrgastzufriedenheit im Jahresmittel nach Schulnoten

Testkund*innen bewerten den neuen Vertriebsdienstleister Transdev.

Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2019 ist die Transdev Vertrieb GmbH der neue Vertriebsdienstleister im SPNV. Deshalb beurteilten speziell geschulte Testkund*innen 2020 erstmals die Leistungen des Unternehmens. Die Qualität wurde in unterschiedlichen Standards gemessen: Die für Fahrgäste wichtige Fachkompetenz der Mitarbeiter*innen in den Vertriebsstellen wurde ebenso überprüft wie die Wartezeit an den Serviceschaltern. Die fachliche Beratung wies grundsätzlich Mängel auf. Die Qualität der Vertriebsdienstleistungen war in Wuppertal-Oberbarmen am besten, in Grevenbroich hingegen am schlechtesten. Je nach Größe der Anlaufstelle – geclustert in drei Kategorien – warteten die Fahrgäste 2020 unterschiedlich lang auf ihre Beratung. In den Vertriebsstellen an den besonders großen und bedeutsamen Bahnhöfen im VRR waren es durchschnittlich zwei Minuten und zwölf Sekunden.

  • Blick auf eine Transdev-Vertriebsstelle
    Testkund*innen beurteilten erstmals die Vertriebsstellen von Transdev.
  • Ansicht eines Transdev-Videoautomaten
    Auch mit dem Videoautomaten erhalten Reisende Hilfe von Transdev-Mitarbeiter*innen.

Schluss des Beitrags

Sie wünschen sich nähere Informationen zu den einzelnen Qualitätsstandards? Dann lohnt sich ein Blick in das VRR-Bürgerinformationssystem. Dort finden Sie den SPNV-Qualitätsbericht als Download.


SPNV-Qualitätsbericht 2020 als PDF (6,8 MB - pdf)

Wibke Hinz

Von Wibke Hinz
PR-Redakteurin


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