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01. April 2022

Wie fährt mein Zug bei Sturm und Unwetter? Der Weg vom ersten Auftreten einer Störung bis zur Information in unseren Auskunftssystemen

Wenn heftige Unwetter oder Stürme für umgestürzte Bäume, beschädigte Infrastruktur oder eingefrorene Gleise und Weichen sorgen, dann hat das oftmals gravierende Auswirkungen auf den Bahnbetrieb: Züge fahren verspätet oder fallen sogar ganz aus. In solchen Momenten ist es wichtig, dass Sie gut informiert sind und jederzeit wissen, welche Linien noch fahren und wo es beispielsweise einen Ersatzverkehr gibt. Wir erklären, was zwischen dem ersten Auftreten einer Störung und der Information in unseren Auskunftssystemen im Hintergrund passiert und warum es dabei manchmal zu Verzögerungen kommt.

Am Anfang gilt: Schnellstmöglich einen Überblick verschaffen!

Große und weitreichende Störungen im Eisenbahnnetz –sogenannte „Multistörungen“ z. B. durch heftige Stürme oder Unwetter – verlaufen in mehreren Phasen. Startpunkt ist die sogenannte „Chaoslage“: Die Störung ist da und die Leitstellen der Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) verschaffen sich schnellstmöglich einen Überblick, auf welchen Strecken der Verkehr noch rollt und wo kein Betrieb mehr möglich ist. In dieser Phase wird viel telefoniert: Triebfahrzeugführer*innen kontaktieren ihre Leitstellen und berichten, wo Bäume die Strecke blockieren, wo Oberleitungen beschädigt sind oder Gleise durch Überschwemmungen unterspült wurden. Gleichzeitig kontaktiert DB Netz oder andere betroffene Infrastrukturbetreiber die Leitstellen der betroffenen EVU und informiert über Einschränkungen auf ihrer Infrastruktur.

Organisationsprofis im Einsatz: Die Disponent*innen werden aktiv

Im nächsten Schritt werden die Disponent*innen der EVU aktiv. Sie organisieren Verkehre neu und planen Ersatzverkehre. Sie entscheiden, welche Linien „gebrochen“ (also vorzeitig gewendet) oder umgeleitet werden. Sie überprüfen, wo Fahrzeuge im Eisenbahnnetz stehen und wie man sie schnellstmöglich an die Orte bekommt, wo sie gebraucht werden. Dementsprechend klären sie auch, wo die hierfür nötigen Triebfahrzeugführer*innen und Servicekräfte zum Einsatz kommen müssen. Nicht zuletzt aktivieren die Leitstellen auch die sogenannten Notfallmanager*innen. Sie fahren raus, machen sich vor Ort ein Bild, stehen Einsatzkräften als Ansprechpartner*innen zur Verfügung und tun alles Mögliche und Nötige, um den Regelbetrieb wiederherzustellen. Hinter allen Bemühungen steht immer die Frage: Was können wir tun, um die Mobilität der Fahrgäste möglichst umfassend zu sichern. Und zwar bestenfalls nicht bezogen auf eine einzelne Linie, sondern übergreifend über alle betroffenen Linien und sogar Betreiber. Hier ist zusätzlich zu beachten, dass nicht nur die SPNV-Unternehmen mit gestörten Strecken zu kämpfen haben, sondern womöglich auch die Güterverkehrsunternehmen.

Drei Zahnräder, die ineinander greifen. Zwei unscharf, eines scharf mit dem Wort "Disposition"
Die Disposition der Verkehre ist im Störungsfall besonders wichtig.

Eisenbahninfrastrukturunternehmen müssen grünes Licht geben

Wenn alle Planungen abgeschlossen sind, wenn also alles geordnet ist und feststeht, wie man wo fahren möchte, dann stimmen sich die Disponent*innen der Eisenbahnverkehrsunternehmen mit DB Netz und den anderen Eisenbahninfrastrukturunternehmen (EIU) ab. Erst wenn diese grünes Licht geben, dann kann die Fahrgastinformation in Angriff genommen werden.

Fahrgastinformation, die Erste: zuginfo.nrw

Koordinator*innen für die Fahrgastinformation, die sogenannten KofFi, übersetzen die betrieblichen Lösungen in eine für den Fahrgast verständliche Sprache. Sie erfahren aus erster Hand, welche verkehrliche Situation es gibt und kommunizieren das Ganze an die Nahverkehrskund*innen. Und zwar meist in mehreren Stufen: Noch bevor die EIU grünes Licht geben, vermelden die KofFi über zuginfo.nrw allgemein, dass eine Störung besteht. Nachdem die Absprachen zwischen den EVU und den EIU abgeschlossen sind, folgen weitere Meldungen mit Details zum Ersatzkonzept bis hin zu einem abschließenden Hinweis, wenn der reguläre Betrieb wieder aufgenommen werden kann – und dies EVU-übergreifend über alle Linien, die im betreffenden Streckenabschnitt unterwegs sind. Inzwischen sind etwa 80 Prozent der Linien in NRW an zuginfo.nrw angeschlossen.

Eine Person am Bahnsteig, im Hintergrund ein roter Zug, hält ein Handy in der Hand. Im Display

Fahrgastinformation, die Zweite: Die Fahrplanauskunft

Parallel dazu wird das sogenannte ITCS gepflegt, das „Intermodal Transport Control System“. Das ITCS ist ein rechnergestütztes Betriebsleitsystem, in das die Positionsdaten der Fahrzeuge einfließen, die automatischen Prognosen gerechnet werden und in der die Fahrten verwaltet werden: Disponent*innen tragen Haltausfälle, Zusatzhalte, Umleitungen, manuelle Prognosen (Abschätzungen) etc. in das System ein. Das ITCS übermittelt diese Daten an alle Auskunftssysteme. Unseren Fahrgästen stehen diese Informationen dann als Echtzeitdaten zur Verfügung. Der gesamte Prozess von der Disposition bis zur Fahrgastinformation läuft allerdings nicht komplett automatisiert ab, sondern es sind die Mitarbeiter*innen selbst, die die Haltausfälle, Umleitungen etc. in die Systeme einpflegen. Je größer und „kniffliger“ also eine Störung ist, desto länger kann es dauern, bis alle Planungen in den Auskunftssystemen auffindbar sind. Es kann also durchaus passieren, dass Sie während eines Sturms oder nach einem Unwetter am Gleis stehen und die Fahrplanauskunft kündigt einen Zug an, der gar nicht fährt. Oder eine Störung ist unter zuginfo.nrw noch nicht zu finden. Dann ist der oben beschriebene Prozess noch nicht vollständig vollzogen.

Blick über die Schulter einer Person auf ein Smartphone. Im Display zu sehen ist die Fahrplanauskunft in der VRR App.

Eine gute Organisation ist das A und O

Leider hängt es oftmals auch vom Aufbau und der Organisation einer Leitstelle ab, wie zügig alle relevanten Informationen zum Betrieb bei Ihnen ankommen. Wenn Arbeitsabläufe nicht oder zu langsam gelingen, weil Leitstellen beispielsweise personell unterbesetzt oder ungünstig organisiert sind, dann ist das nicht akzeptabel.

Bei der eurobahn arbeiten Disponent*innen beispielsweise mit Fahrgastinformationsmanager*innen zusammen: Die einen können sich so auf die reine Verkehrsplanung konzentrieren, während die anderen besagte Planung unmittelbar ins ITCS eintragen und an alle relevanten Stellen kommunizieren.

Und was können Sie als Fahrgast tun?

Ziel aller Beteiligten ist es, Sie schnell und verlässlich über Zugausfälle und Fahrplanänderungen zu informieren. Sollte es doch einmal an der einen oder andere Stelle haken oder länger dauern, dann danken wir Ihnen herzlich für Ihre Geduld und Ihr Verständnis. Sie können sicher sein: Im Hintergrund engagieren sich sehr viele Menschen dafür, dass auch bei Störungen die Fahrgastinformation reibungslos gelingt. 

Miniaturfiguren auf einem Schnellverkehrsplan. Im Hintergrund ein Schild mit Abfahrt und Ankunft. Im Vordergrund sitzenden und stehende Figuren.
Wibke Hinz

Von Wibke Hinz
PR- und Online-Redakteurin


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