Mehrere parkenden Autos auf einem Park und Ride Parkplatz

30. November 2020

Mit regionalen P+R-Konzepten den ÖPNV stärken

Die Ballungszentren im VRR ächzen unter dem hohen Verkehrsaufkommen. Besonders leiden große Städte wie Düsseldorf, Dortmund, Essen, Duisburg, Bochum und Wuppertal, in die täglich Hunderttausende einpendeln. Höchste Zeit, die Innenstädte verkehrlich zu entlasten! Um mehr Menschen für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu gewinnen, fördern wir das Park+Ride-Angebot in der Region — und zwar mit regionalen Konzepten, die lokale Ansätze in den Städten und Gemeinden ergänzen. So möchten wir einen aktiven Beitrag leisten, um die Verkehrssituation im Sinne einer zukunftsfähigen, intermodalen Mobilität zu verbessern. Dies gelingt jedoch nicht am sprichwörtlichen grünen Tisch, sondern nur in enger Kooperation mit den Kommunen und mit finanzieller Unterstützung des Landes NRW.

Ein Gewinn für Mensch, Umwelt und Klima

Ein junges Paar sitzt im Zug und unterhält sich

Jeder Kilometer Wegstrecke, der nicht mit dem Auto zurückgelegt wird, ist für Mensch, Umwelt und Klima ein Gewinn. Denn Staus verstopfen die Straßen und Abgase verpesten die Luft. Pendler und Anwohner sind gleichermaßen frustriert: Die einen, weil sie immer mehr Zeit einplanen müssen, um in die Städte zu gelangen und einen Parkplatz zu finden. Die anderen, weil die Lärm- und Schadstoffemissionen hoch sind, ihre Quartiere zugeparkt werden und Parkplatzsuchende für zusätzliche Verkehrsbehinderungen sorgen. Dieser „Parksuchverkehr“ macht allein 30 Prozent des gesamten Verkehrsaufkommens aus. Es lohnt sich also, das Park+Ride-Angebot zu stärken, damit möglichst viele Autofahrer außerhalb der Zentren bequem vom eigenen Pkw auf Bus und Bahn umsteigen können. Die Menschen in den Städten profitieren so von deutlich weniger Autoverkehr in den Innenstädten und einem wesentlichen Plus an Lebensqualität und Urbanität.

Hier keine Überschrift

Die Akzeptanz einer solchen intermodalen Wegekette hängt entscheidend davon ab, ob dieser Umstieg reibungslos gelingt. Außerdem müssen Pendler einen Zeit- und Kostenvorteil haben, damit für sie der ÖPNV eine Verkehrsalternative zum Auto ist. Wir haben bei Michael Zyweck nachgefragt, der beim VRR den Fachbereich „Vernetzte Mobilität / Koordination ÖPNV“ betreut. Er ist überzeugt: „Wir müssen das Park+Ride-Angebot in den Städten und Gemeinden verbessern, die im Umland der großen Einpendlerstädte im VRR liegen. Denn Pkw-Fahrer sollen ihr Fahrzeug möglichst in der Nähe ihres Wohnortes abstellen und dann mit dem ÖPNV in die Ballungszentren pendeln.“ Aus diesem Grund verfolgt der VRR bei der Stärkung von Park+Ride im Verbundraum einen regionalen Ansatz. Hierbei werden die Städte und Kreise einbezogen, die den großen Einpendlerstädten vorgelagert sind und in denen die Menschen leben. Entsprechend entwickelt der VRR für die oben genannten, sechs großen Städte regionale Park+Ride-Konzepte.

Mehrere parkende Autos auf einem Park und Ride Parkplatz

Im Gespräch mit den Experten in den Kommunen

Ein Hinweisschild für einen Park und Ride Parkplatz

Dreh- und Angelpunkt dieser Konzepte sind P+R-Anlagen, die geeignet sind, weiteren Personen den Umstieg vom Pkw auf Bus und Bahn zu ermöglichen – und zwar mit dem oben beschriebenen Zeit- und Kostenvorteil für die Pendler. Der VRR erarbeitet Empfehlungen, wie die betreffenden Anlagen ausgebaut und verbessert werden können. Grundvoraussetzung ist, dass die P+R-Stationen ausreichend freie Kapazitäten bieten und im Hinblick auf Ausstattung und Qualität ein hohes Niveau aufweisen. „Unsere Empfehlungen diskutieren wir mit den zuständigen Kommunen. Erste Gespräche mit Vertretern der Städte Düsseldorf und Essen fanden bereits statt“, erklärt Marcel Vreden, verantwortlicher Projektleiter beim VRR. „Dieser Dialog ist immens wichtig, denn in den zuständigen Planungsabteilungen sitzen die Experten, die sich vor Ort auskennen.“ Es kommt beispielsweise vor, dass der VRR P+R-Anlagen identifiziert, die theoretisch ausgelastet sein müssten, es de facto aber nicht sind. Um zu klären, warum dies so ist, benötigt man den direkten Austausch mit den Kommunen. Manchmal verhindern beispielsweise extrem verstopfte Straßen im direkten Umfeld einer Anlage, dass Autofahrer den Weg zum Park+Ride-Stellplatz auf sich nehmen. Solche Besonderheiten kann man nicht aus Statistiken ablesen, sondern man muss die konkrete Situation vor Ort kennen.

Wir fördern P+R, damit Sie gern zusteigen!

Um zu gewährleisten, dass P+R-Anlagen einen gewissen Qualitätsstandard haben, genügend Stellplätze bieten und attraktiv ausgestattet sind, möchten wir gemeinsam mit den zuständigen Kommunen und Verkehrsunternehmen eine fachliche Richtlinie zu Qualitäts- und Ausstattungsmerkmalen an den P+R-Stationen entwickeln. Bereits heute gibt es Vorgaben zur Anzahl von Behindertenstellplätzen. In der Richtlinie sollen weitere bauliche Anforderungen definiert werden. Wie müssen P+R-Anlagen zudem beschaffen sein, damit Pendler freie Plätze schnell erkennen und diese auch problemlos ansteuern können? Zudem können Vorgaben zu Lademöglichkeiten für elektrisch betriebene Fahrzeuge, zu Beleuchtungsanlagen, Notrufeinrichtungen und zur Videoüberwachungstechnik sowie zur Instandhaltung der Anlagen und einer kontinuierlichen Qualitätskontrolle definiert werden. Außerdem müssen die P+R-Stationen an den umliegenden Zufahrtsstraßen gut ausgeschildert sein, um Autofahrern die Orientierung zu erleichtern.

 

Eine Frau sitzt mit ihrem Ticket in der Hand im Zug

Echtzeitinformationen über die Auslastung von P+R-Anlagen

Damit Sie als Pendler direkt auf den ersten Blick erkennen können, ob noch freie Stellplätze verfügbar sind und Sie Ihr Auto problemlos unterbringen können, sollen die P+R-Anlagen im VRR nach und nach mit technischen Systemen ausgerüstet werden, die die Auslastung der Anlagen in Echtzeit erfassen – und zwar möglichst genau. Kommunen, die Fördermittel nach § 12 ÖPNVG NRW für den Bau oder Ausbau von P+R-Anlagen erhalten, müssen diese Messsysteme auf der gesamten Anlage installieren. Abgesehen davon können Kommunen auch bestehende P+R-Anlagen mit diesen Systemen ausstatten und hierfür entsprechende Fördermittel beantragen.

Wichtig ist, dass die Messsysteme zuverlässig sind, technisch einwandfrei funktionieren und exakte Ergebnisse liefern – und zwar auch bei widriger Witterung wie beispielsweise extremer Kälte oder Hitze. Um hierzu genaue Aussagen machen und Systeme empfehlen zu können, testet der VRR gemeinsam mit der Regiobahn im Rahmen eines Pilotprojektes an den SPNV-Haltepunkten Neanderthal und Mettmann Stadtwald unterschiedliche technische Systeme. An der Station Mettmann Stadtwald wurden ein optisches System sowie ein Messsystem mit Magnetfeldsensoren installiert, mit denen jeweils einzelne Stellplätze erfasst werden können. Am Haltepunkt Neanderthal wird ein Überfahrsensor getestet, mit dem die Belegung der Anlage insgesamt, nicht jedoch einzelner Stellplätze nachvollzogen werden kann. Die drei getesteten Systeme laufen technisch reibungslos. Wichtig ist jedoch auch, wie genau die Messungen sind. Erste Überprüfungen ergaben Genauigkeitswerte von jeweils über 96 Prozent.

 

 

Geplant: Informationen über freie Stellplätze in den Auskunftsmedien des VRR

Eine Person schaut in ihrem Smartphone auf die elektronische Fahrplanauskunft

Bereits heute werden die Echtzeitinformationen zur Auslastung einer Park+Ride-Anlage vor Ort über digitale Anzeigetafeln bereitgestellt, so wie in Mettmann Stadtwald. Perspektivisch möchten wir sie auch in unsere Elektronische Fahrplanauskunft integrieren. Denn wir möchten Sie langfristig über unsere digitalen Auskunftsmedien darüber informieren, inwieweit noch freie Stellplätze verfügbar sind.

Denkbar wäre, in einem nächsten Schritt für „Premiumnutzer“ des ÖPNV reservierbare Stellplätze zur Verfügung zu stellen. Außerdem könnten ausgewählte P+R-Anlagen bewirtschaftet werden, um die Fremdnutzung der Stellplätze eindämmen und somit mehr Parkplätze für ÖPNV-Kunden vorhalten zu können.

Um all dies perspektivisch nicht nur verbundweit, sondern in ganz NRW zu realisieren, wurde der Ausbau der digitalen Infrastruktur an Park+Ride-Anlagen seit Mitte 2019 in die Digitalisierungsoffensive NRW aufgenommen. Das Verkehrsministerium hat die Federführung für diese Maßnahme dem VRR übertragen.

Mit Unterstützung des Landes zum Erfolg

Um regionale Park+Ride-Konzepte erfolgreich umsetzen zu können und Autofahrern die Nutzung des ÖPNV schmackhaft zu machen, sind – neben viel Überzeugungsarbeit zwischen den großen Einpendlerstädten und den Auspendlergemeinden – hohe Investitionen in die Infrastruktur, die technischen Systeme vor Ort und in die (Hintergrund-)Systeme nötig. Deshalb müssen alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Städte und Kreise müssen eng zusammenarbeiten. Und auch die unterschiedlichen Planungsabteilungen in den einzelnen Kommunen. Außerdem ist das Land gefragt, die Weiterentwicklung des P+R-Angebotes noch stärker als bisher zu unterstützen. Denn nur durch die finanzielle Förderung der Aus- und Umbauvorhaben sind die P+R-Verantwortlichen in der Lage, flächendeckend in die Stärkung des P+R-Gesamtsystems zu investieren.

Wibke Hinz

Von Wibke Hinz
PR-Redakteurin


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