Streik Hinweisschild, im Hintergrund ein Bahnsteig und Gleise

05. März 2024

Aktueller Tarifstreit: Warum streikt die GDL? Wir erklären Hintergründe und Zusammenhänge (Stand 5. März 2024)

Die Tarifverhandlungen zwischen der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) und der Deutschen Bahn AG (DB) sind gescheitert. Die GDL kündigt weitere Streiks im Personenverkehr an. Wir erklären Hintergründe und beantworten die wichtigsten Fragen.

Fragen und Antworten

Warum kann es generell zu Warnstreiks im Eisenbahnverkehr kommen?

Die in Deutschland verkehrenden Eisenbahnverkehrsunternehmen haben eigene Tarifverträge, die zu unterschiedlichen Zeiten auslaufen. In Tarifverhandlungen setzen sich Gewerkschaften mit den Arbeitgebern an einen Tisch, um neue Tarifverträge auszuhandeln. Kommt es zu keiner Einigung, dann kann es sein, dass Gewerkschaften zum Streik aufrufen.

Wer sind die Beteiligten im aktuellen Tarifstreit?

Aktuell verhandelt die GDL zeitgleich mit einigen Unternehmen aus der Eisenbahnbranche: Neben der Deutschen Bahn sind dies die City-Bahn Chemnitz und acht Personaldienstleister für Lokführer*innen. Im DB-Konzern vertritt die GDL 10.000 Beschäftigte in 18 von 300 Betrieben.

Fragen und Antworten

Worum geht es im aktuellen Tarifstreit?

Die GDL fordert unter anderem eine allgemeine Entgelterhöhung um 555 Euro, eine steuerfreie Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3.000 Euro für Voll- und Teilzeitarbeitskräfte, eine Erhöhung der Zulagen für Schichtarbeit um 25 Prozent, 67 Prozent mehr betriebliche Altersvorsorge. Zudem setzt sich die GDL für eine Reduzierung der Arbeitszeit für Schichtarbeitende von 38 auf 35 Stunden in einer 4-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich und eine Ausweitung ihrer Tarifverträge auf Beschäftigte im Netzbetrieb und in der Netzinstandhaltung ein. Die Deutsche Bahn hatte in der Auftaktrunde eine 11-prozentige Lohnerhöhung und eine Inflationsausgleichsprämie von bis zu 2.850 Euro angeboten. Da in den Tarifverhandlungen bisher keine Einigung bzw. Annäherung erzielt werden konnte, hat die GDL die Verhandlungen mit der DB für gescheitert erklärt und weitere Warnstreiks angekündigt. 

Kann auch der Betrieb von Eisenbahnverkehrsunternehmen gestört sein, die nicht bestreikt werden?

Ja, das ist möglich – beispielsweise dann, wenn eventuell Infrastrukturmitarbeitende der Deutschen Bahn streiken. Denn sie stellen nicht nur für die Züge der DB die Weichen, sondern für die Züge aller im Netz verkehrenden Eisenbahnverkehrsunternehmen. So wird nicht nur der Betrieb der DB beeinflusst, sondern der Bahnbetrieb insgesamt. Es ist also schwer vorhersehbar, welche Fahrten an Streiktagen ausfallen.

Welche Auswirkungen haben die Warnstreiks auf den Öffentlichen Personennahverkehr?

Wenn die GDL bei der Deutschen Bahn zu Warnstreiks aufruft, dann legen zahlreiche DB-Mitarbeiter*innen, insbesondere Zugpersonal und Beschäftige aus der betriebsnahen Instandhaltung, ihre Arbeit nieder, um den Forderungen der Gewerkschaft Ausdruck zu verleihen. Dies führt im Eisenbahnverkehr dazu, dass zahlreiche Züge wie Regionalexpresse, Regionalbahnen oder S-Bahnen nicht fahren.

Die GDL will, laut eigenen Aussagen, ihre Streiks zukünftig nicht mehr mit einem 48-stündigen Vorlauf ankündigen, sondern zu "Wellenstreiks" übergehen. Das bedeutet: viele kürzere und teils spontane Arbeitsniederlegungen hintereinander. 

Ist nur der Regional- und Fernverkehr vom Arbeitskampf betroffen oder auch kommunale Verkehrsunternehmen?

Mitarbeitende der kommunalen Verkehrsunternehmen werden als Beschäftigte im öffentlichen Dienst in der Regel von der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) vertreten. Der aktuelle Tarifstreit hat somit keine Auswirkungen auf den kommunalen Verkehr in den Städten und Kreisen. Ganz konkret heißt das: Auch wenn es zu einem Bahnstreik kommt, verkehren wie gewohnt die Busse, Stadt- und U-Bahnen in den Städten und Kreisen.

Wie ordnet der VRR den aktuellen Tarifkonflikt ein?

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Wie ordnet der VRR den aktuellen Tarifkonflikt ein?

VRR-Vorstandssprecher Oliver Wittke appelliert an die Kompromissbereitschaft der Tarifparteien: „Der VRR respektiert die Tarifautonomie der Tarifparteien GDL und DB bei den derzeitigen Tarifauseinandersetzungen sowie die jeweiligen Forderungen. Jedoch ist dies bereits der fünfte Streik im laufenden Tarifkonflikt und wir bedauern sehr, dass die Verhandlungen erneut ins Stocken geraten sind und es einen weiteren Streikaufruf der GDL gibt. Die Streikauswirkungen belasten die Branche massiv. Die Tarifparteien sollten sich aufeinander zubewegen, sich kompromissbereit zeigen und auf einvernehmliche Lösungen einigen, um den festgefahrenen Konflikt aufzulösen. Die daraus resultierenden Streiks führen dazu, dass sich Fahrgäste vom öffentlichen Verkehr abwenden. Das ist für die Verkehrswende nicht zuträglich.“

Weitere Informationen zu den konkreten Auswirkungen von Streiks

Bitte informieren Sie sich auf den Internetseiten der Eisenbahnverkehrsunternehmen und unter www.zuginfo.nrw, welche Linien vom Streik betroffen sind.

VRR

Von VRR
Online-Redaktion


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