Schulstraßen für eine sichere und eigenständige Mobilität von Kindern Zukunftsnetz Mobilität NRW unterstützt Kommunen bei schulischem Mobilitätsmanagement
Kinder sind im Straßenverkehr besonders gefährdet. Vor allem vor Schulen drängt sich der Verkehr, wenn Eltern ihre Kinder mit dem Auto zum Unterricht bringen oder wieder abholen. Staus, Park- und Wendemanöver führen oftmals dazu, dass die Verkehrssituation für Kinder und Jugendliche, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule kommen, besonders unübersichtlich ist. Durch sogenannte Schulstraßen als Baustein eines umfassenden schulischen Mobilitätsmanagements können Kommunen die Verkehrssicherheit der Schülerinnen und Schüler deutlich verbessern.
Schulstraßen entschärfen Verkehrssituation vor Ort
In den 1970er Jahren gingen noch 90 Prozent der Schülerinnen und Schüler zu Fuß zur Schule. Was früher normal war, erscheint vielen Eltern heute gefährlich. Deshalb bringen sie ihre Kinder mit dem Auto zur Schule – mit den besten Absichten für eine sichere Mobilität. Doch oftmals ist genau das Gegenteil der Fall. Durch die vielen Autos, die sich morgens und mittags vor den Schulen tummeln, werden Kinder, die zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad unterwegs sind, leicht übersehen. Immer mehr Kommunen setzen deshalb auf Schulstraßen, um die Situation vor Ort zu entschärften.
Die Sicherheit der Kinder steht an erster Stelle
Unter einer Schulstraße versteht man eine Straße im direkten Umfeld einer Schule, die temporär für den Fahrzeugverkehr gesperrt wird – in der Regel zu Schulbeginn und Schulschluss, wenn besonders viele Eltern ihre Kinder mit dem Pkw zum Unterricht bringen oder wieder abholen. Ausnahmen gelten lediglich für Einsatzfahrzeuge, Krankentransporte, Anwohnende und die Müllabfuhr. „Kinder sind die schwächsten Teilnehmer im Straßenverkehr, und zwar vor allem dann, wenn sie ihren Schulweg zu Fuß oder mit dem Fahrrad bestreiten. Ihre Sicherheit muss immer an erster Stelle stehen. Deshalb sind Schulstraßen eine gute Möglichkeit, um brenzlige Situationen und Unfälle zu vermeiden“, erklärt Oliver Wittke, Sprecher des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR). „Wenn weniger Autos im Umfeld von Schulen unterwegs sind, wird es für Schülerinnen, Schüler und andere Verkehrsteilnehmende sicherer.“
Land NRW sorgt für Rechtssicherheit von Schulstraßen
Um Städte und Kreise bei ihren Bemühungen um einen sicheren, nachhaltigen und eigenständigen Schulweg zu unterstützen, hat das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes NRW (MUNV NRW) einen Erlass herausgegeben, wie Schulstraßen in den Kommunen rechtssicher umgesetzt werden können. Im Rahmen eines Verkehrsversuches können sie zeitlich begrenzt eingerichtet werden. Um Sperrungen zu den typischen Hol- und Bringzeiten jedoch dauerhaft einrichten zu können, muss die Widmung der Straße geändert werden. Nötig ist hierfür eine sogenannte „Teileinziehung“. Was im ersten Moment kompliziert klingt, ist gut umsetzbar, wenn sich die Kommune, die Schule, Eltern, Polizei und Anwohnende gemeinsam engagieren.
Selbstständig mobil: zu Fuß, mit dem Rad oder mit Bus und Bahn
Das Engagement geht dabei über die Einrichtung von Schulstraßen weit hinaus. Ziel ist vielmehr ein umfassendes schulisches Mobilitätsmanagement als ganzheitlicher Ansatz, um Kindern eine sichere und eigenständige Mobilität zu ermöglichen. Wer nicht laufen kann, weil der Weg zur Schule zu weit ist, kann das Fahrrad nehmen oder mit Bus und Bahn fahren. Kinder, die ihren Schulweg allein meistern, profitieren gleich mehrfach. Sie sind aktiv und tun etwas für ihre Gesundheit, verbessern ihre motorischen und kognitiven Fähigkeiten und können sich in ihrer Umgebung besser orientieren. Vorteile, die zu einer gesunden Entwicklung dazugehören. Und nicht zuletzt stärkt eine selbstständige Mobilität auch das soziale Miteinander, wenn Kinder und Jugendliche gemeinsam mit Freunden unterwegs sind.
Kurz erklärt: Mobilitätsmanagement in Schulen
Um das Verkehrsverhalten im Umfeld der Schulen tatsächlich zu ändern und Schülerinnen und Schülern eine selbstständige Mobilität zu ermöglichen, unterstützt die beim VRR angesiedelte Koordinierungsstelle Rhein-Ruhr des Zukunftsnetz Mobilität NRW die Kommunen bei ihrem schulischen Mobilitätsmanagement. Worum es dabei geht, zeigt das folgende Video:
Mit einem Baukasten an Maßnahmen zum Erfolg
Im Schulterschluss mit allen Beteiligten vor Ort müssen die Kommunen die nötigen Voraussetzungen und Anreize für eine sichere Mobilität von Kindern schaffen und lohnende Alternativen zum Elterntaxi bieten. Sie müssen beispielsweise Gefahrenstellen auf dem Schulweg und im Quartier erkennen und beseitigen, die Stadt- und Verkehrsplanung kindgerecht gestalten und Verkehrserziehung und Mobilitätsbildung in den Unterricht integrieren.
Mit Aktionstagen und Arbeitsgemeinschaften können Schulen das Bewusstsein für eine nachhaltige Mobilität mit den Verkehrsmitteln des Umweltverbundes schärfen und Eltern über deren Vorteile informieren. Belohnungen für Kinder, die an Aktionen und AGs teilnehmen oder ihren Schulweg zumindest teilweise zu Fuß, mit dem Rad oder öffentlichen Verkehrsmitteln – beispielsweise mit dem DeutschlandTicket Schule – zurücklegen, können zusätzliche Anreize bieten, das eigene Verkehrsverhalten zu ändern.
Für alle, die nicht auf das Auto verzichten können, bieten sogenannte „Elternhaltestellen“ in der Nähe von Schulen eine gute Möglichkeit, das eigene Kind mit dem Pkw zur Schule zu bringen, ohne andere Kinder zu gefährden.
Interessiert an weiteren Informationen?
Die genannten Beispiele zeigen: Schulstraßen sind kein Allheilmittel, sondern Bestandteil einer Gesamtstrategie, mit der Städte und Kreise die sichere und eigenständige Mobilität von Kindern in ihrem Verkehrsgebiet fördern können.
Nähere Informationen finden Interessierte auf der Website des Zukunftsnetz Mobilität NRW.
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