Eine Mitarbeiterin nimmt via Computer an einem Online-Seminar teil

23. April 2021

Lernen was Zivilcourage bedeutet: Meine Teilnahme am muTiger-Online-Kurs

Sich in kritischen Situationen richtig zu verhalten, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen? Die meisten Menschen wissen häufig nicht, was sie tun sollen, wenn sie unerwartet eine gefährliche Situation beispielsweise in Bus oder Bahn erleben. Die muTiger-Stiftung hat sich genau deshalb zum Ziel gesetzt, Menschen das Thema Zivilcourage näher zu bringen und „richtige“ Verhaltensweisen zu trainieren. In Zeiten von Corona geht das auch digital – wie das genau funktioniert, habe ich getestet.

Der Kurs beginnt mit der Anmeldung

Bevor es los geht, muss ich mich anmelden: Nachdem ich mich auf www.mutiger.de über die Kurse informiert habe, teile ich mein Interesse per E-Mail mit. Schnell bekomme ich eine Antwort und ein passender Termin für meine Teilnahme wird gefunden. Vor Beginn des Kurses erhalte ich die Einwahldaten für das Online-Meeting. Pünktlich um 10 Uhr beginnt das Seminar. Ich bin aufgeregt und freue mich auf die anstehenden vier Stunden.

Die Pandemie hat uns alle im Griff. So hat Corona auch die muTiger-Stiftung vor neue Herausforderungen gestellt: „Vor einem halben Jahr haben wir unsere Kurse von Präsenz komplett auf digital umgestellt. Wir haben uns hierfür extra Equipment und, wie ihr auch hier durch die Kamera sehen könnt, diese Räume als Aufnahme-Studio gemietet. So konnten wir schon über 50 Online-Kurse anbieten“, berichtet Ernst Nieland, Master-Trainer der muTiger-Stiftung, unserer Gruppe bei der Begrüßung durch die Webcam. Neben ihm steht Volker Karkowski, der neben seiner Tätigkeit als muTiger-Trainer hauptberuflich als Fachreferent der Ordnungspartnerschaften/Kundensicherheit bei der BOGESTRA arbeitet. Beide erzählen uns schon in der anfänglichen Vorstellungsrunde über unterschiedliche Erfahrungen, die sie im Laufe ihres Lebens und ihres Berufsalltags im Zusammenhang mit Zivilcourage gesammelt haben.

Ernst Nieland im Videotelefonat mit seinen Seminarteilnehmern

Wie ich mich als „Opfer“ oder „Zuschauer“ richtig verhalte

„Was für brenzliche Situationen habt ihr schon erlebt?“, fragt Ernst Nieland in die Teilnehmerrunde – und so berichten wir uns gegenseitig von unseren Erfahrungen im Zusammenhang mit dem Thema. Aber was bedeutet der Begriff „Zivilcourage“ eigentlich? Genau das erklärt uns Ernst Nieland zu Beginn des Seminars. „Helfen ohne selbst Opfer zu werden“, führt Ernst weiter aus. Danach folgt ein erstes Praxisbeispiel. Die Trainer zeigen uns ein Video einer Rangelei in einer Straßenbahn. „Was kann das Opfer in dieser Situation tun?“, fragt uns Volker. Als ideale Lösung stellen wir fest: Den Platz wechseln, bevor der Täter attackiert – also beim Einsteigen in Zug oder Bus schon so hinsetzten, dass man nicht allein ist. Wenn das nicht mehr möglich ist, sollte das Opfer gezielt nach Hilfe bei den anderen Passagieren suchen. Und was kann ich als „Zuschauer“ tun? Mit dem Opfer sprechen, die Polizei anrufen und Kontakt mit dem Fahrzeugführer aufnehmen, erklärt uns Ernst. „Das könnt ihr in der Straßenbahn z. B. über den sogenannten ‚Notrufschalter‘ tun, den ihr meist an den Türen findet“, motivieren uns die Trainer. Doch egal in welcher Situation wir uns gerade befinden, zwei Dinge sollen wir beim Handeln immer beachten: Erstens wollen wir das Opfer aus der bedrohlichen Situation befreien und nicht den Täter bestrafen. Zweitens sollte sich niemand mehr zutrauen, als er*sie kann – Eigensicherung hat immer Priorität, summiert Ernst Nieland am Ende der ersten Kurseinheit.

Nach einer kurzen Pause geht es weiter. Wir nehmen Corona als aktuelles Beispiel und besprechen, wie man in Zeiten einer Pandemie Zivilcourage beweisen kann. „Zum Beispiel, wenn wir auf Maskenverweiger*innen in der Bahn treffen“, fährt Volker Karkowski fort. „Ein aktuell nicht selten auftretendes Problem“, denke ich und notiere mir fleißig die Lösungsvorschläge des Trainers. Auch sprechen wir über das Verhalten bei dem Verdacht von häuslicher Gewalt, Rassismus, der aktuellen Gesetzeslage von Straftaten, dem Thema „Notwehr, Nothilfe und unterlassene Hilfeleistung“ und reden über Fälle, in denen Zivilcourage falsch angewendet wurde.

Das Fazit: Was der Online-Kurs nicht ersetzen kann

Die Techniken und Taktiken, die uns die beiden Trainer während des vierstündigen Online-Kurses vermittelt haben, werden in den Präsenzkursen eigentlich auch praktisch geübt. „Wir stellen dann zum Beispiel einen Raubüberfall nach oder simulieren eine Situation im Bus mit einem Betrunkenen. Das bleibt den Teilnehmer*innen dann natürlich nochmal nachhaltiger im Gedächtnis“, meint Ernst Nieland. „Dieser Teil des Kurses fehlt natürlich ganz klar und den können wir auch nicht ersetzen. Insgesamt sind wir aber trotzdem sehr zufrieden mit unserem Online-Kursangebot“, ergänzt Volker Karkowski. Die Einschätzung der beiden Trainer kann ich, als Teilnehmerin des Online-Kurses, nur bestätigen. Insgesamt war der muTiger-Online-Kurs sehr spannend. Es war besonders interessant, über die verschiedenen bedrohlichen Situationen zu diskutieren, die man selbst schon einmal erlebt hat oder zumindest aus Zeitung und Fernsehen kennt. Zu diesem Ergebnis kommen auch die 14 weiteren Teilnehmer*innen, die neben mir an dem Onlinekurs teilgenommen haben.

Als persönliches Fazit des Online-muTiger-Kurses: In Zeiten von Corona ist ein Online-Kurs eine wunderbare Alternative. Nach der Pandemie möchte ich allerdings nochmal an einem „richtigen“ muTiger-Kurs teilnehmen –auch gerade deshalb, weil es nie schaden kann, das Wissen über Zivilcourage regelmäßig aufzufrischen und das „richtige“ Verhalten in brenzlichen Situationen zu trainieren.

Wenn Sie jetzt neugierig geworden sind und auch lernen möchten, was es heißt, Zivilcourage zu zeigen, dann melden Sie sich unter www.mutiger.de auch für einen Online-Kurs an - idealerweise finden Sie sich bereits als Gruppe zusammen, zum Beispiel über Ihren Arbeitergeber. 

Da die Stiftung auf finanzielle Unterstützung angewiesen ist, freut sie sich immer über eine Spende.

Mehr über die muTiger-Stiftung erfahren

Die mutiger-Stiftung feiert in diesem Jahr ihr 10-jähriges Jubiläum. Seit dem letzten Jahr ist Kilian Schäfer, Stabsstellenleiter des Kompetenzcenters Sicherheit (KCS) beim VRR, Vorsitzender des Vorstands der muTiger-Stiftung. Diese neue Aufgabe hat Kilian Schäfer zum Anlass genommen, um drei spannende Fragen zum Stiftungswesen auf www.mutiger.de zu beantworten.

Das Logo der muTiger-Stiftung
Sina Dietz

Von Sina Dietz
PR-Volontärin


Zurück zur Übersicht

VRR-Newsletter

Jetzt abonnieren!